Schneller als von allen gedacht, wollte sich Barbara Salesch von Sat.1 verabschieden: Im Juli kündigte sie an, zum Jahresende ihren Job als Fernseh-Richterin an den Nagel hängen zu wollen. Doch jetzt kommt es anders. Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de soll die Produktion der Gerichtsshow, die sich immerhin bereits seit zwölf Jahren im Programm befindet, nun doch fortgesetzt werden.

Mit der Rücktrittserklärung überraschte Salesch im Sommer den Sender auf dem völlig falschen Fuß, hatte die Richterin doch nur zwei Monate zuvor anlässlich der 2000. Folge ihrer Show im Interview mit DWDL.de noch mit Gedanken ans Aufhören gespielt, gleichzeitig jedoch erklärt: "Morgen am Ausstrahlungstag der Jubiläumsfolge werde ich ausgerechnet auch noch 61 Jahre alt. Irgendwann hört man dann schon mal auf. Mit 65 bin ich spätestens weg, aber wahrscheinlich schon ein bisschen früher."

Dass der Abschied dann doch so schnell kommen würde, hatte wahrscheinlich niemand erwartet. "Man soll gehen, wenn es am schönsten ist", sagte Salesch schließlich im Juli, als das Ende ihrer Show bekannt wurde - doch ganz so schön war es zu diesem Zeitpunkt hinter den Kulissen offenbar nicht. Offenbar soll es Streit zwischen Redakteuren über die genaue Ausgestaltung des Formats gegeben haben.

Inzwischen konnte die Situation aber beruhigt werden. Das dürfte auch dazu beigetragen haben, Salesch zum Weitermachen zu bewegen. Ein tatsächlicher "Rücktritt vom Rücktritt" ist es allerdings trotzdem nicht: Zunächst soll es um rund 80 weitere Folgen von "Richterin Barbara Salesch" gehen, die für eine Überbrückungsphase genutzt werden könnten.

Auf Nachfrage von DWDL.de bestätigte ein Sat.1-Sprecher, dass die Sendung weitergehen wird. Würde man die Produktion nun einstellen, ginge das neue Material zum Jahresende zur Neige, so hat der Sender zumindest noch bis zum Frühjahr neuen Stoff. "Wir wollten den Zuschauern nicht über einen allzu langen Zeitraum Wiederholungen zeigen", so der Sprecher. Sat.1 hat bislang ohnehin keine Nachfolgerin für Salesch gefunden, auch wenn es nach DWDL.de-Informationen erste Pilotierungen für ein Nachfolge-Format gibt. Auch diese Sendung wird sich sehr wahrscheinlich im Gerichtsbereich bewegen.

Das Entgegenkommen der Richterin, die sich nach dem Ende ihrer Fernsehkarriere der Malerei und Bildhauerei widmen will, kommt dem Sender also gerade recht. Dass Salesch zumindest für einen überschaubaren Zeitraum weitermacht, dürfte zudem auch im Sinne der Produktionsfirma sein, die nun mehr Zeit erhält, ein neues Format vorzubereiten. Die Alternative wäre für Sat.1 zunächst eine Ausstrahlung von "Richter Alexander Hold" in Doppelfolgen gewesen - angesichts der langen Laufzeit der Gerichtsshow und einer sich beschleunigenden Abnutzung eher eine Notlösung.

Klar ist auch: Wenn Salesch endgültig aufhört, muss Sat.1 zunächst deutlich mehr Folgen eines neuen Formats produzieren lassen als derzeit bei "Richterin Barbara Salesch". Der Sender hatte die Produktion in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgefahren: Wurden anfangs noch 220 Folgen pro Jahr hergestellt, waren es zuletzt noch 140 - und das bei massiver Ausweitung der Sendeplätze. Ideal für Sat.1 wäre es ohnehin, wenn Salesch einfach weitermacht: Angesichts rückläufiger Quoten des Gerichtsshow-Genres, dem ohnehin mittelfristig die Ablösung droht, wäre die Etablierung eines neuen Formats dieser Art mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand verbunden.