Die Frage, wer neuer ZDF-Intendant wird, scheint seit Wochen geklärt. Die Frage, wer "Wetten, dass..?" übernehmen wird, scheint wiederum noch einige Monate ungeklärt zu bleiben. Und langweilig wird es trotzdem nicht: Denn die Hinweise verdichten sich, dass Thomas Gottschalk dem ZDF den Rücken kehren könnte. Es wäre eine Rückkehr zur ARD, bei dessen Bayerischen Rundfunk er im Radio seine Karriere begann. Nach der "Bunten" vergangene Woche berichtet am Freitag auch die "Bild" über Details des ARD-Angebots an Gottschalk. Demnach soll er von Montag bis Freitag um 19.25 Uhr durch eine werktägliche, tagesaktuelle Talkshow führen. Das wäre dann in der Tat eine "große Herausforderung". Mit diesen Worten umschrieb er ohne weitere Details am Donnerstag bei der PK zur anstehenden Sommer-Ausgabe von "Wetten, dass..?" das ihm vorliegende Angebot der ARD.

Das kommt nach "Bild"-Informationen direkt von der aktuellen ARD-Vorsitzenden Monika Piel. Für sie wäre die Verpflichtung Gottschalks nach dem Abwerben von Matthias Opdenhövel für die "Sportschau" ein weiterer und sicher noch größerer Coup. Auch, weil sie damit gleichzeitig dem NDR eins auswischen kann. Der hat mit dem spektakulären Eurovision Song Contest oder der Verpflichtung von Kai Pflaume zuletzt dem WDR die Show gestohlen. Was fast etwas albern klingt, ist der normale Wettkampf der Rundfunkanstalten um Einfluss im Verbund und beim Gemeinschaftsprogramm. Dort soll Thomas Gottschalk nach Piels Wunsch eine Show vor der "Tagesschau" erhalten. Während die "Bild" von einer werktäglichen Sendung um 19.25 Uhr spricht, geht es nach DWDL.de-Informationen jedoch um vier Sendungen pro Woche, von Montag bis Donnerstag im Vorabendprogramm - ohne Angabe dazu ob halb- oder einstündig. Aber wechselt ein Gottschalk vom Samstagabend ins Werberahmenprogramm? Eine gewagte, wenn auch interessante Idee.

Noch hat Gottschalk nach eigener Aussage keine Entscheidung darüber getroffen, ob er beim ZDF bleibt oder eine Rückkehr zur ARD in Betracht zieht. Das will er in Ruhe im Kreise der Familie entscheiden, erzählte er bei der PK zu "Wetten, dass...?". Bitter nur: Sollte die ARD ihn mit dem Vorabend-Format für sich gewinnen, sind alle gerade erst mühsam und mit langer Vorbereitung getroffenen Pläne für das Vorabendprogramm wieder nichtig. Ironischerweise will die ARD am kommenden Dienstag in Hamburg präsentieren, wie der neue Vorabend im Ersten aussehen soll ab diesem Herbst. Mit viel eigenproduzierter Fiction in Form von humorigen Krimiserien mit lokaler Note und einem Quizformat hat man federführend beim NDR nach wilden Experimenten wie der Dokusoap "Bruce" damit immerhin ein schlüssiges Konzept entwickelt. Doch sollte Gottschalk 2012 für das im Raum stehende Angebot wechseln, wäre die Reform mit NDR-Handschrift nach einem Jahr schon wieder zu reformieren - um Platz zu machen für den vom WDR verpflichteten Neuzugang. Beim NDR betont man aber offiziell, NDR-Intendant Lutz Marmor sei von Beginn an in die Überlegungen mit Gottschalk eingebunden gewesen - eine Verärgerung gebe es daher nicht.

In jedem Fall scheint Thomas Gottschalk seinen Hauptwohnsitz künftig aber nach Deutschland verlegen zu wollen. Bei vier tagesaktuellen Shows in der ARD wäre das wohl unumgänglich. Aber auch das ZDF-Gegenangebot würde sonst wohl zu viel Pendelei zwischen Kalifornien und Deutschland bedeuten: Laut "Bild" bietet Thomas Bellut ihm eine wöchentliche Talkshow nach dem "heute-journal" an. Dazu einige Moderationen einzelner Primetime-Shows ("Goldene Kamera", "Jahresrückblick"). Ein Goodie, mit dem allerdings auch die ARD ("Bambi") lockt. Sie haben die Qual der Wahl, Herr Gottschalk.