Schon in der vergangenen Woche fiel der "Spiegel" mit seiner Vorabmeldung zur vermeintlichen Empfehlung der ARD-Gremienvorsitzendenkonferenz, Lierhaus als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie abzulösen, was sich dann wenig später lediglich als Diskussion mit auch kritischen Stimmen entpuppte, negativ auf. In dieser Woche berichtet der "Spiegel" nun vorab von einem "Spitzel-System zur Kunden-Akquise", das der Pay-TV-Anbieter - vom "Spiegel" fälschlicherweise zum "TV-Sender" umdeklarierten - Sky aufgebaut habe.

Doch auch diese Geschichte erscheint reichlich übergeigt - und vor allen Dingen: Sie ist alles andere als neu. Darum geht es: Sky schickt seit dieser Bundesliga-Saison verstärkt Mitarbeiter los, die vor allem während der Bundesliga-Spiele am Samstagnachmittag öffentlich zugängliche kleinere Gaststätten, Bars und Cafés aufsuchen, um - ohne sich zunächst zu erkennen zu geben - zu überprüfen, ob dort die Sky-Übertragung läuft, ohne dass der Gastwirt die dafür nötige Lizenz erworben hat. Ein privates Sky-Abo darf nämlich nicht ohne Weiteres für eine öffentliche Vorführung benutzt werden.

Werden Bars ohne Lizenz entdeckt, dann erhalten diese wenig später dem Bericht zufolge ein Schreiben der Sky-Anwälte, in der diese die Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung und die Zahlung von 3.000 Euro fordern. Alternativ bietet das Unternehmen aber an, diese Zahlung auf 300 Euro zu kürzen, wenn stattdessen ein entsprechendes Sky-Abo abgeschlossen wird, das die Übertragung künftig legalisiert.

Dass Sky auf die Einhaltung dieser Lizenzpflicht achtet, ist dem Unternehmen kaum vorzuwerfen, fußt darauf doch schließlich das ganze Geschäftsmodell eines Pay-TV-Anbieters. Dass es dabei laut "Spiegel" auch zu falschen Anschuldigungen gekommen sein soll - teils habe in den Gasträumen noch nicht einmal ein Fernseher gestanden, wie es heißt - macht das Anliegen, die unberechtigte Nutzung zu unterbinden und Schwarznutzer zu Kunden zu machen, noch immer nicht im Ganzen Verwerflich, so ärgerlich das in den einzelnen Fällen für die Betroffenen auch ist.

Dass der "Spiegel" die Kontrollen nun aber zum "Spitzel-System" hochschreibt und vorab vermeldet, wirkt noch aus einem anderen Grund absurd: Es ist nicht nur wenig überraschend, es ist vor allem seit langem bekannt. Der "Spiegel"-Konkurrent "Focus" berichtete beispielsweise schon Ende August vergangenen Jahres, dass Sky künftig verstärkt Kontrolleure einsetzt, die Bars und Kneipen überprüfen sollen und die dafür erfolgsabhängige Prämien zahlt. Und das Unternehmen selbst machte auch noch nie einen Hehl daraus - warum auch.

Auch gegenüber dem "Spiegel" gibt Sky-Sprecher Wolfram Winter nun freimütig zu, auf diese Kontrollen zu setzen: "Wir machen das viel häufiger als früher. Unsere Beweise sind so, dass dar aus durchaus valide juristische Vorgänge entstehen." Dass man die geforderte Zahlung im Gegenzug für den Abschluss eines Angebots reduziert, hält er ebenfalls für wenig Verwerflich. "Wir sind ja nicht an einer gerichtlichen Auseinandersetzung interessiert, wir wollen, dass die Leute unsere Kunden werden. Und die Umwandlungsquote ist inzwischen richtig hoch."