Die Verhandlungen über die Live-Übertragungsrechte zwischen der durch den internationalen Leichtathletik-Verband beauftragen Agentur und ARD und ZDF sind bereits im vergangenen Monaten gescheitert. Zu weit lagen die Preisvorstellungen auseinander: Während die Agentur 15 Millionen Euro gefordert haben soll, wollten ARD und ZDF lediglich sechs Millionen zahlen - auch weil die WM in Südkorea aufgrund der Zeitverschiebung hierzulande nur mittags zu sehen sein würde.

In einem Offenen Brief an die Intendanten, die Bundeskanzlerin, den Innenminister sowie die Ministerpräsidenten der Länder protestierten nun alle deutschen Athleten, die an dieser WM teilnehmen werden, sowie zahlreiche ehemalige Sportler, gegen diese Entscheidung. Man wende sich "aus tiefer Sorge über die Programmgestaltung von ARD und ZDF bezüglich der Sportart Leichtathletik" in dieser Form an die Verantwortlichen, heißt es darin.

 

 

Auf den Abbruch der Verhandlungen reagiere man "mit großem Unverständnis", da es sich um eine der bedeutendsten Veranstaltungen im Weltsport handle. Dass ARD und ZDF nur noch einen Teil der früher bezahlten Rechtekosten zahlen wollten, ist aus Sicht der Leichtathleten auch "bei allem Verständnis für kostenbewusstes Handeln nicht zu rechtfertigen". In anderen Ländern wie Frankreich, Italien oder Großbritannien würden die Rechtekosten schließlich auch "in angemessener Höhe von öffentlich-rechtlichen Sendern bezahlt".

Das Vorgehen sei um so unverständlicher als bei den Weltmeisterschaften 2009 in der Spitze bis zu zehn, 2010 immerhin bis zu sieben Millionen Zuschauer eingeschaltet hätten. Den Verzicht auf die Leichtathletik-WM sieht man aber ohnehin nur als Spitze des Eisbergs. "In den letzten Jahren mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass in den Sportsendungen von nationalen Leichtathletik-Veranstaltungen -  mit Ausnahme der deutschen Meisterschaften im Freien sowie dem ISTAF in Berlin - so gut wie keine Fernsehbilder im Hauptprogramm von ARD/ZDF gesendet werden".

Stattdessen würden Fußball-Übertragungen immer dominanter. In Sendungen wie der "Sportschau" am Samstag würden hingegen nicht einmal Nachrichten von Weltklasseleistungen anderer Sportler außerhalb des Fußballs gemeldet. "Angesichts von immer weiter steigenden Kosten für Fußballrechte befürchten wir bei gleichbleibendem Gebührenaufkommen, dass die Sportarten jenseits des Fußballs mehr und mehr aus den Programminhalten des Hauptprogramms von ARD und ZDF gedrängt werden", schreiben die Athleten weiter.

Man fordere ARD und ZDF deshalb auf, die für den Sport zur Verfügung stehenden Gebühreneinnahmen in einem "angemessenen Verhältnis auf die Vielfalt des Sports zu verwenden" und nicht auf eine Sportart zu konzentrieren. In Sportsendungen solle über den gesamten Sport in ausgewogenem und angemessenem Umfang berichtet werden. "Eine Sportschau am Samstagabend, die nur aus Fußball-Übertragung besteht, garantiert dies nicht", heißt es wörtlich im Offenen Brief. Für den konkreten Fall der Leichtathletik-WM bitte man ARD und ZDF, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und - falls es keine Live-Berichterstattung gibt - zumindest für eine Zusammenfassung zu prominenter Uhrzeit zu sorgen.

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