Gute Seiten Schlechte Seiten - Die DuMont-Story© DWDL
Bis vergangenen Mittwoch war das Rätsel um zahlreiche anonyme Kommentare, die unter verschiedenen Identitäten im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier abgegeben wurden und vom Kölner Verlegersohn Konstantin Neven DuMont stammen könnten, der Kern des Mysteriums. Doch durch die beispiellos desaströse Kommunikationsstrategie sowohl von Konstantin Neven DuMont selbst wie auch der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg lacht inzwischen die ganze Branche über die Kölner Verlegerfamilie.

DWDL.de hatte erst am Freitagabend die bisherige Geschichte von "Gute Seiten, schlechte Seiten - Die Neven DuMont Soap" nacherzählt und dachte, mit der Tatsache, dass sich Konstantin Neven DuMont ausgerechnet in der Kölner "Bild"-Ausgabe über seinen Verlag auslässt, sei der vorläufige Höhepunkt erreicht worden. Doch man hätte klüger sein müssen: Wie bei jeder Soap geht es schon am nächsten Tag weiter. Und so überraschte der "Focus" am Samstag mit einer Vorabveröffentlichung aus einem Interview mit Konstantin Neven DuMont.

Und darin folgte das, was DWDL.de schon am Freitagabend vermutete: Eine Familie bricht auseinander. Denn auch wenn Konstantin Neven DuMont kämpferisch ankündigt "Ich will weiter Gas geben", so dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass das noch unter dem Dach des Familienunternehmens geschieht, von Tag zu Tag abnehmen. Das zeichnete sich schon ab als Verlegersohn und Verlagsgruppe Mitte letzter Woche unterschiedliche Sichtweisen über seine berufliche Zukunft verlauten ließen. Unterstrichen wird es im "Focus"-Interview durch nicht gerade diplomatische Aussagen.

Alfred Neven DuMont© MDS
Ein Beispiel? Sein Vater, Firmenpatriarch Alfred Neven DuMont (Foto) blicke "bei der Digitalisierung und den nötigen Veränderungen der Geschäftsmodelle nicht so richtig durch", so die Analyse des Sohnes. Unabhängig davon, ob dem so sein mag, reibt man sich als Beobachter doch verwundert die Augen angesichts des Tonfalls dieser öffentlichen Kritik. Ein Weitermachen wie bisher, so Konstantin Neven DuMont, gehe automatisch mit der Vernichtung von Familienvermögen einher. Deswegen will er u.a. bei der "Frankfurter Rundschau" endlich schwarze Zahlen sehen und kündigt dafür harte Einschnitte an, denn man sehe ja beispielsweise an dieser Zeitung, "dass das so nicht die Zukunft ist".

Nicht nur gegenüber dem Vater, auch gegenüber den Mitarbeitern der eigenen Zeitung verwundert dieser Tonfall bzw. die Strategieankündigung via "Focus"-Interview. Aber die Verleger-Soap wird noch besser, denn nachdem Konstantin Neven DuMont aufgrund eines kritischen Berichts erst bei der "Süddeutschen Zeitung" eine Kampagne gegen sich vermutete, sieht er jetzt auch Feinde in den eigenen Reihen.

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Der Verlegersohn, der im Vorstand der Unternehmensgruppe für die Strategie zuständig ist, sagte dem "Focus" weiter: "Ich gebe zu, dass ich mich mit meinen Strategien nicht immer durchsetzten konnte, sie wurden zum Teil unterwandert." In der Verlagsgruppe seien "sehr viele Kräfte unterwegs, die in unterschiedliche Richtungen wollen". Das Problem sei, "dass keiner weiß, wer der Chef ist", so die Analyse von Konstantin Neven DuMont. Sein Vater hätte ihm früher mehr Verantwortung übertragen sollen.

Ob das jetzt noch erfolgen wird, darf man als Beobachter wohl stark bezweifeln. In jedem Fall verspricht "Gute Seiten, schlechte Seiten - Die Neven DuMont Soap" noch beste Unterhaltung für die Branche in den kommenden Tagen und Wochen. Der vorläufige oder eben auch nicht nur vorläufige Urlaub von Konstantin Neven DuMont wird da wohl auch kaum etwas beruhigen - zum Leidtragen der Mitarbeiter der Verlagsgruppe, die peinlich berührt den über die Presse ausgetragenen Machtkampf verfolgen müssen.