First Look: "Der Stich des Skorpion" (WDR/arte)

Foto: WDRGekommen waren viele: Als um Punkt 20 Uhr Cologne Conference-Chefin Dr. Martina Richter die Bühne betrat, war der Screeningsaal im Theater an den Rheinterrassen fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Verständlich, da ARD und arte den starbesetzten Agententhriller "Der Stich des Skorpion" präsentierten, der am 17. September bei arte und erst im kommenden Frühjahr im Ersten zu sehen ist.

Die Prominenz des Films war auch vor Ort: Martina Gedeck, Matthias Brandt und Hannes Jaenicke zum Beispiel. Hauptdarsteller Jörg Schüttauf fand allerdings nicht den Weg nach Köln. Dafür natürlich Regisseur, Produzent und die Verantwortlichen der Sender. Auch Wolfgang Welsch war dabei, dessen Autobiografie "Ich war Staatsfeind Nr.1" die Vorlage zum Film lieferte.

Foto: WDRGesehen haben die Gäste dann einen Film, der die deutsch-deutsche Geschichte aus einem Winkel betrachtet, aus dem sie bislang nicht erzählt wurde. "Wir erzählen die dramatische Geschichte eines traurigen Helden", so der zuständige WDR-Redakteur Michael Andre.

Der Film "Der Stich des Skorpion" erzählt die Geschichte von Wolfgang Stein, politischem Gefangenen der DDR, der von der Bundesrepublik freigekauft wird. Danach fühlt er sich verpflichtet, Leidensgenossen ebenfalls zur "Republikflucht" zu verhelfen. Was anfänglich klappt, entwickelt sich dann in spannender Weise zu einer dramatischen Angelegenheit, die auch nicht vor seiner Familie halt macht.

"Ein Mann, der erlittenes Unrecht nicht auf sich beruhen lässt und der die Courage aufbringt, einem ganzen Staat den Krieg zu erklären. Der Preis, den er für diese Erfolge zahlt, ist hoch. Er wird verraten, aus schnöder Berechnung und aus übergroßer Liebe. Wenn die Wahrheit schließlich ans Licht kommt, hat er alles verloren", so Micheal Andre weiter.

Foto: WDRDabei setzt der Film nicht auf effektvolle Inszenierung und hat damit großen Erfolg: Die Geschichte ist spannend und zu keiner Zeit an die sonst oft stereotypen "Ost/West"-Geschichten erinnernd. Dabei war am Anfang vielen Beteiligten des Films unklar, wie man das umfangreiche Buch in einen nur 90-minütigen Film umsetzen könnte. Zum Glück ist ein Film herausgekommen, der in erfrischender Weise eine sehr dichte Erzählweise aufweist. Seichte Unterhaltung findet sich hier nicht.

Ganz bewusst sprechen die Beteiligten nach dem Screening, welches mit anhaltendem Applaus honoriert wurde, von einer anderen Darstellung der DDR. Es seit traurig genug, dass die DDR heuzutage oft zur kultigen Erinnerung diene und die Realität dabei völlig vergessen werde. Hannes Jaenicke, der in "Der Stich des Skorpion" eine relative kleine Rolle spielt, findet Ostalgie im Sinne von RTL einfach "unerträglich". Und gerade deshalb bekam er große Lust, hier mitzuspielen.

Produzent Sytze van der Laan sieht mit dem Film auch einen Stück des öffentlich-rechtlichen Sendeauftrags erfüllt. Um so deutlicher bedauert er es, wenn in mehreren Bundesländern den Filmförderungen die Finanzmittel zusammengestrichen werden sollen. Produktionen wie "Der Stich des Skorpion" seien dann nur schwer zu realisieren. Entsprechend herzlich viel sein Dank an die Geldgeber aus.