Foto: Axel Springer VerlagMit Fotos nur notdürftig abgedeckter Leichen, unzähligen Videos und Bildern der Opfer schlachten Bild" und "Bild.de" - allerdings längst nicht nur die - seit Tagen über das Unglück auf der Loveparade, das 21 Menschen das Leben gekostet hat, medial aus. In den vergangenen Tagen prasselte angesichts dessen eine selten gekannte Beschwerdeflut auf den Presserat ein: 230 Beschwerden gingen dort insgesamt wegen der Berichterstattung über die Loveparade ein, über 200 richteten sich gegen "Bild" und "Bild.de".

Bei "Bild" sieht man dennoch kein eigenes Fehlverhalten. Chefredakteur Kai Diekmann sagte gegenüber dem "Focus: "Dass nach einem solchen Unglück viele Menschen aufgewühlt sind, ist verständlich. Aber so wenig, wie ein Notarzt in solchen Situationen seine Arbeit aus Gründen der Erschütterung einstellen kann, können sich Medien ihrer Berichtspflicht enthalten." Er erwarte, dass sämtliche Beschwerden durch den Presserat zurückgewiesen werden.

Unterdessen übte der Duisburger Medienethiker Christian Schicha in einem Interview mit dem "Kölner Stadtanzeiger" Kritik an der Berichterstattung der Medien insgesamt. Schicha: "Ich empfinde es als empörend, dass immer wieder Bilder von toten Menschen gezeigt werden. Ich kann nicht nachvollziehen, was das bringen soll. Diese Menschen sind tot und die Angehörigen bekommen den Schock dann noch mal serviert."

Doch auch den Umgang mit dem Duisburger Oberbürgermeister Sauerland sieht er kritisch: Die Medien würden ihn gezielt zur Hassfigur aufbauen. "Man braucht ein Ventil, und das funktioniert über Personalisierung. Den Veranstalter kennt man kaum, den kann man nicht fassen. Herr Sauerland hat sich eben auch mehrfach im Vorfeld geäußert, wie toll und großartig das Event ist. Und jetzt wird seine Körpersprache etwa in 'Spiegel TV' in Zeitlupe gezeigt, um die Verlegenheit zu dokumentieren. Die „Bild“ zeigt ihn mit weitaufgerissenen Augen, um seine Hilflosigkeit zu demonstrieren. Das ist ein ungewöhnlicher Vorgang und meiner Meinung nach grenzwertig", so Schicha.