Raab-InterviewsDas Presseteam von ProSieben hat ganze Arbeit geleistet: Kaum jemand, der an diesem Freitag eine neue Programmzeitschrift kauft, kommt um Stefan Raab herum. Ob in Burdas "TV Spielfilm", in Bauers "TV Movie", in Springers "TV Digital" oder "TV Direkt" aus dem Gong Verlag: Alle bieten in ihrer aktuellen Ausgabe ein Interview mit dem ProSieben-Moderator, der ab dem 2. Februar in "Unser Star für Oslo" den deutschen Kandidaten für den Eurovision Song Contest sucht. Wir haben uns die vier Interviews mal genauer angeschaut und verglichen: Wer holte das meiste raus aus Stefan Raab? Dabei haben wir die Gespräche natürlich aus Sicht eines TV-interessierten Lesers betrachtet. So, wie man es bei einer TV-Zeitschrift erwarten sollte.

Herausgekommen sind dabei ein klarer Gewinner - und drei ganz nette Plaudereien. Die "TV Movie" erklärt Stefan Raab in der Überschrift und der ersten Frage des Gesprächs schon einmal ohne jede Frage bzw. jedes Fragezeichen zum Retter des Grand Prix. Man könnt, freundlich formuliert, von einem harmlosen Einstieg sprechen. Das Gespräch dreht sich dann ausschließlich um den Eurovision Song Contest und bleibt so musiklastig, dass es in einer Musikzeitschrift besser aufgehoben wäre. Nur am Ende geht es kurz um seine Rolle im TV. Dass manche Frage länger ist als die Antwort, lässt sich verschmerzen. Immerhin entwickelt sich dennoch ein sehr launiges Gespräch zwischen zwei Grand Prix-Fans, Raab und "TV Movie"-Reporterin Katia Schneider. Allerdings auch nicht mehr.

 

Kritischer als "TV Movie" versieht die "TV Digital" ihr Interview mit der Überschrift "Raab, der Retter?". Das Gespräch beginnt mit der Frage, wer den ersten Schritt gemacht habe - die ARD oder ProSieben. Daraus entwickelt sich ein breitgefächertes aber rundes Gespräch über Castingshows, "DSDS", Quoten, den Eurovision Song Contest und die Frage ob ihm Musik oder Fernsehen näher liegt. Das Interview von Dirk Oetjen endet selbstreflektierend mit der Frage, ob ProSieben ohne ihn dicht machen könnte. Raabs Antwort: "Ich bin mir völlig bewusst, dass wir nur Unterhaltung machen, und für jeden, der geht, wird es einen geben, der ihn ersetzt. Jeder, der glaubt, er sei nicht ersetzbar, wird sich ganz schön wundern."

Die "TV Direkt", der Underdog unter den TV-Zeitschriften mit Raab-Interview an diesem Freitag, liefert ein solides Gespräch, dass jedoch ab und an auffällig auf vorbereitete Fragen zurückgreift. Statt einem durchgehenden Gesprächsfluss sind hier Sprünge zu spüren. Doch dafür kommen hier erstaunliche Antworten heraus. "Ich habe keinen Respekt vor Leuten, die mit ihrem Privatleben hausieren gehen", sagt Raab. Oder etwa "Wenn Sie drei Millionen Zuschauer haben, bleibt es nicht aus, dass auch mal ein Dummer zuschaut". Maximales Ergebnis trotz nicht idealer Verpackung. Das Gespräch von Melanie Kroiss ist so etwas wie der Überraschungssieger.

Doch das überzeugendste Gespräch mit Stefan Raab lieferte "TV Spielfilm"-Redakteur Frank Aures. Hier stimmt auch schon die Aufmachung: Hier ist Raab mit Foto auf dem Cover und das Interview findet sich unter der Überschrift "Stefan, wir wollen ein Lied von dir!". Das Gespräch beginnt durchwachsen mit der Frage, warum "Eurovision Song Contest"-Vorentscheide in den vergangenen Jahren so langweilig waren. Danach jedoch wird das Gespräch zunächst medienpolitisch und kritisch. Der zwischenzeitliche Zoff mit der ARD wird aufgegriffen, die Frage nach Knebelverträgen aufgeworfen und analysiert, warum es bislang nicht gut lief und jetzt besser laufen soll. Da kommt was bei rum. Das Ende jedoch wirkt etwas abrupt und so mittelmäßig wie der Anfang: Es wird über Max Mutzkes Auftritt 2004 gesprochen.

Am Ende des Vergleichs bleibt das Interview von "TV Spielfilm"-Redakteur Aures trotzdem ganz weit vorn. Gefolgt vom etwas holprigen, aber amüsant-interessanten "TV Direkt"-Gespräch von Melanie Kroiss. Dahinter dann ein gutes "TV Digital"-Gespräch von Dirkt Oetjen. Dass "TV Movie" mit dem Interview von Katia Schneider den letzten Platz belegt, liegt nicht an einem schlecht geführten Interview: Es verliert sich leider nur sehr in musikalischer Fachsimpelei. Unter anderen Gesichtspunkten, in einem anderen Magazin, wäre es besser aufgehoben.