Das ErsteOliver Pocher hatte offenbar falsch getippt. Bei der Programm-Präsentation des Werbevermarkters ARD Sales & Services prophezeite er im vergangenen Herbst noch als Aushängeschild öffentlich-rechtlicher Jugendlichkeit und Liebling von DasErste-Programmdirektor Volker Herres, dass die neue Vorabendserie „Eine für alle“ wohl nicht lange durchhalten werde. Nach einer ersten Vorschau scherzte Pocher vor den Werbekunden: "Warten Sie ab, nach drei Wochen läuft wieder eine Doppelfolge 'Das Quiz'."

So wird es allerdings nicht kommen. Zunächst einmal hielt der Atem der ARD dann doch etwas länger, doch nach der offiziellen Bestätigung des vorzeitigen Produktionsstopp von „Eine für alle“ ist klar: Die ARD braucht innerhalb von gut drei Monaten eine Lösung für ihr Vorabendprogramm, genauer für 18.50 Uhr. Der Problemprogrammplatz U3, wie er in der ARD intern genannt wird, muss neu gefüllt werden. Doch womit? Eine neue fiktionale Produktion? Dafür fehlen Zeit und Nerven. Und der Versuch mit non-fiktionalen Produktionen zu punkten, scheiterte zuvor auch höchst spektakulär und inhaltlich sehr peinlich („Bruce“).
 

 
Aus Mangel an Alternativen beweist sich da für die ARD eine Not als Tugend. Die gefloppte Vorabendserie „Eine für alle“ wurde von Rubicon, einer Tochter der Bavaria, produziert. Dort waren, das war im Vorfeld oft genug zu lesen und wurde auch immer wieder gerne betont, gleich 200 Folgen der neuen Serie in Auftrag gegeben worden. Jetzt jedoch der Produktionsstopp schon nach Folge 100. Für keine Produktionsfirma eine schöne Nachricht. Doch der Schmerz wurde offenbar mit einem verlockenden Angebot gemindert.

MarienhofNach DWDL.de-Informationen favorisiert die ARD nach dem Ende von „Eine für alle“ Mitte Oktober aktuell Doppelfolgen der Dailysoap „Marienhof“ - ebenfalls aus dem Hause Bavaria. Nicht zum ersten Mal übrigens. Weil sich der Start von „Eine für alle“ auf den 20. April verzögerte, lief der „Marienhof“ schon vor einigen Wochen einmal übergangsweise in Doppelfolgen. Und das, obwohl die bodenständigste deutsche Dailysoap selbst schon einmal aufgrund schwacher Quoten als Abschusskandidat galt.

Seit Anfang des Jahres ist Produzent Simon Müller-Elmau deshalb sehr bemüht, dem „Marienhof“ wieder neues Leben einzuhauchen und erst vor wenigen Tagen wurde in der Erzählung der Serie mit einer gewaltigen Gasexplosion (Foto) und der Zerstörung des alten Sets die Grundlage für eine etwas moderne, auf weniger Personen konzentrierte Story gelegt. Für ein Urteil über eine mögliche Wende in der Quotenentwicklung ist es noch zu früh und doch scheint das Jahr 2009 für den „Marienhof“ einer Achterbahnfahrt zu gleichen. Vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger.

Logo: Bavaria FernsehproduktionHinter den Kulissen der Bavaria-Produktion herrscht derzeit jedenfalls ein noch geschäftigeres Treiben als sonst. Es wird ungewöhnlich viel entwickelt. Für die ARD sind Doppelfolgen des „Marienhof“ ab Oktober die eleganteste Lösung: Vorerst keine neuen, unter Zeitdruck entwickelten Experimente und eine Bavaria, die zufrieden sein dürfte, weil sie auch weiterhin den 18.50 Uhr-Sendeplatz in Rechnung stellen kann. Dort ab Oktober etwas völlig Neues zu programmieren, wäre für die ARD zum jetzigen Zeitpunkt  übrigens auch noch aus einem weiteren Grund keine gute Idee.

Noch herrscht keine Gewissheit darüber, ob Moderator Jörg Pilawa der ARD und damit auch dem Quiz im Vorabendprogramm des Ersten über das Jahresende hinaus erhalten bleibt. Oft genug wurde in den vergangenen Wochen über einen möglichen Wechsel Pilawas zum ZDF spekuliert. Und seinen Abschied vom Vorabend-Quiz hatte Pilawa selbst schon vor längerer Zeit angekündigt. Solange also auch die Zukunft von „Das Quiz“ auf dem 19.20 Uhr-Sendeplatzes unklar ist, würde man sich mit möglichen neuen Spielereien um 18.50 Uhr nur selbst unnötig Spielraum nehmen, denn das „Großstadtrevier“ zeigt am Montagabend ja, dass auch eine einstündige Programmierung funktionieren kann.