Yvonne RansbachFrau Ransbach, provokante Frage: Ist in fünf Jahre "Hallo Deutschland" nicht alles  irgendwann schon mehrfach erzählt?

Wiederholen sich nicht bei jedem aktuellen Magazin, bei allen Nachrichten die Geschichten? Nein, um ihre Frage zu beantworten. Wir haben jeden Tag aktuelle Geschichten mit anderen Menschen, neuen Hintergründen, neuen Begebenheiten

Was haben Sie denn in fünf Jahren "Hallo Deutschland" über Deutschland gelernt? Ist ihr Bild vom Land schlechter geworden?

Ich bin da vorsichtig. Wir haben tagtäglich sowohl mit schrecklichen als auch mit schönen Meldungen zu tun. Ich kann nicht sagen, ob es schlimmer geworden ist oder ob man eben nur mehr darüber berichtet. Ich hatte noch nie ein schlechtes Bild von unserem Land und habe es auch nach fünf Jahren „Hallo Deutschland“ nicht.

Wie bunt und boulevardesk darf es denn eigentlich zugehen im ZDF? Passt das ins öffentlich-rechtliche Fernsehen?

Das ZDF steht mitten im Leben und das Leben ist eben bunt und nicht schwarz-weiß. Wir bilden das ab, was tagtäglich passiert. Wir erfinden keine Geschichten. Wir überprüfen sehr genau, was uns da angeboten wird. Wie ist das Interview geführt, wurde der Protagonist vorsätzlich in eine gezielte Richtung gedrückt - wenn wir das merken, machen wir es nicht. Wir versuchen niemanden vorzuführen. Wichtig ist uns eine journalistisch akribische Arbeit.


 
Nicht erst seit dem Amoklauf in Winnenden steht "Hallo Deutschland" in der Kritik, sich auch Methoden und Erzählweisen zu bedienen, die man sonst nur aus dem Privatfernsehen kennt.

Das geht hier nicht um Methoden, sondern um Journalismus. Vor Ort versuchen wir eben ein Meinungsbild zu zeichnen. Wenn jemand nicht mit uns sprechen will, respektieren wird das. Wir überschreiten nicht die Schwelle und versuchen mit Geld zu locken. Dass man die Betroffenen befragt ist doch legitim. Die Grenze ist für uns da erreicht, wo jemand sagt "ich möchte nicht".

Yvonne RansbachBei Magazinen wie "Hallo Deutschland" stellt sich  immer die Frage, wie sehr die Moderatorinnen und Moderatoren eigentlich involviert sind. Wie ist es bei Ihnen?

Ich bin ein Teil des gesamten Teams. Mein Arbeitstag beginnt mit der ersten Redaktionssitzung und endet mit der Sendekritik Während des Tages recherchiere ich Hintergründe und schreibe meine Moderationen selbst. Aufgrund meiner Erfahrung von fast 5 Jahren bei Hallo Deutschland  hat meine Meinung  Gewicht in der Redaktion.

Ihr Vorgänger Marco Schreyl ist vom journalistischen Fach in die Unterhaltung gerutscht. Ist das eine Vorbild-Karriere für Sie?

Nein, definitiv nicht. Mein Weg wird ein anderer sein. Ich habe festgestellt, dass ich für die laute Bühne nicht gemacht bin. Wobei ich betonen möchte, dass sich Unterhaltung und Journalismus nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Wichtig ist mir bei meiner Arbeit, dass der Gast im Mittelpunkt steht und nicht der Moderator.

Sie gehen auf die 1000. Sendung "Hallo Deutschland" zu. Gibt es Wechsel-Ambitionen?

Nein, ich bin glücklich mit meiner Sendung und meinem Team. Aber natürlich ist das Leben dynamisch, insbesondere in meinem Job. Ich möchte mich als Journalistin weiterentwickeln und dazu gehört sicherlich ein Wechsel in ein anderes Format oder einen anderen Bereich. Mich begeistern Talkshows wie „3 nach 9“ oder die „NDR-Talkshow“ und mein großes Ziel wäre die Moderation einer solchen Sendung. Was nur wenige wissen: meine heimliche Leidenschaft ist der Sport.

Als Sport-Fan wären Sie beim ZDF ja weiterhin nicht schlecht aufgehoben...

Ja, das stimmt. Ich würde mich auch wirklich freuen, wenn ich meine beruflichen Ziele innerhalb des ZDF realisieren könnte.

Letzte Frage. Wie konsumieren Sie persönlich eigentlich Nachrichten als jemand, der den ganzen Tag schon damit zu tun hat?

Wie Sie schon sagen: ich habe natürlich den ganzen Tag beruflich damit zu tun. Ich verfolge die Nachrichtensendungen auf verschiedenen Kanälen. Für die Recherche nutze ich in erster Linie das Internet. Im Büro-Alltag fehlt mir die Zeit, die "Süddeutsche Zeitung" oder die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" von vorne bis hinten durchzulesen. Aber Print-Medien haben natürlich einen entscheidenden Vorteil: sie liefern umfangreiche Hintergründe. Deswegen gönne ich mir die ausgiebige Zeitungs-Lektüre gerne am Wochenende. Und ich möchte festhalten: ich bin kein Nachrichtenjunkie. Ich finde es angenehm, wenn ich auch mal gar nichts mitbekomme.

Frau Ransbach, vielen Dank für das Gespräch.