Foto: Super RTLWer sich mitunter fragt, wieso Super RTL oft so einen prominenten Platz in den Programmzeitschriften belegt, kann keine Kinder haben. Als solcher ist die Wahrscheinlichkeit bei Super RTL hängen zu bleiben, in der Tat sehr gering. Das ist gleichzeitig eine der Baustellen an denen der Sender arbeitet, der ansonsten sehr zufrieden auf zehn Jahre Marktführerschaft im deutschen Kinderfernsehen zurückblickt. Gefeiert hat man das jetzt mit der versammelten Branchenpresse bei einem der beiden Gesellschafter der Sender - im Disneyland Resort Paris.

"Super RTL ist der crossmedialste Sender im deutschen Fernsehen", verkündete Senderchef Claude Schmit (Foto) mit spürbarem Stolz und liefert gleich auch eine ganz pragmatische Erklärung dafür. Im Kinderfernsehen könne man nicht mehr wachsen, deswegen gehe es jetzt darum Marken außerhalb des TV z.B. in Print und im Web zu etablieren und das TV-Programm in der Primetime auch für Erwachsene attraktiver zu gestalten. In der Tat hat Super RTL seit drei Jahren wieder Marktanteile verloren, doch die Führung vor dem härtesten Konkurrenten, dem öffentlich-rechtlichen Ki.Ka, besteht weiterhin. Und sie ist noch immer deutlich. Im Zeitraum von 6 bis 20.15 Uhr erreicht Super RTL einen Marktanteil von 23,4 Prozent bei den 3- bis 13-Jährigen, der Ki.ka 19,1 Prozent und Nick 10,1 Prozent.
 
"Es tut gut, wenn man eine Strategie nicht jährlich ändern muss"
 
Über zehn Jahre Marktführerschaft freut sich Chef Schmit insbesondere, weil es "gut tut, wenn man eine Strategie nicht jährlich ändern muss". Umso erstaunlicher, dass sich das Programm dagegen in den vergangenen zehn Jahren stark gewandelt hat - ganz offenbar aber zum Wohlgefallen der jungen Zuschauer. Den aktuellsten Paradigmenwechsel gab es 2007 als mit der Programmierung von "Hotel Zack & Cody" erstmals Live-Action-Programme im Kinderprogramm zu sehen waren.
 
Hier folgte Super RTL den Erfahrungen des Gesellschafters Disney, der durch den weltweiten Erfolg des Films "High School Musical" nach langem Suchen einen Weg gefunden hat, die Kinder anzusprechen, denen Disney-Zeichentrick allein nicht mehr reicht. Eine neue Zielgruppe zu erschließen - was Disney gelang, gelang auch Super RTL. Abgesehen davon und dem Dauerstreit mit Konkurrent Nick um das Erfolgsformat "Spongebob Schwammkopf" läuft das Kinderprogramm geräuschlos erfolgreich bei Super RTL.
 
Ungeteilte Aufmerksamkeit bei einer "kleinen Dienstreise"
 
Logo: SuperRTL; Grafik: DWDL.deDas ist Segen und Fluch zugleich für den Sender, der zwar immer wieder mit seiner erfolgreichen Programmmarke Toggo Gegenstand der Branchenberichterstattung ist, doch darüber hinaus oft unbeachtet bleibt. So war die Jubiläumsfeier im Disneyland Resort Paris eine clevere Idee: Derart ungeteilte Aufmerksamkeit wurde Super RTL selten zuteil. Doch wer mit Journalisten feiert, muss auch mit Fragen nach den Schwachstellen leben. Dazu zählt die Primetime bei Super RTL.

Zwar konnte Super RTL hier seit 2004 in kleinen Schritten zulegen, doch 2,8 Prozent zwischen 20.15 und 22 Uhr bei den 14- bis 49-Jährigen in 2007 liegen noch immer weit unter den Werten der zweiten Fernsehliga. In der Primetime setzt Super RTL immer noch auf einen Mix aus günstigen Eigenproduktionen, (Zeichentrick)filmen, eingekauften Dokus und RTL-Zweitverwertung. Das ist in Marktanteilen immerhin effektiver als "Peter Steiners Theaterstadl" und sonstige Programmverbrechen der Vergangenheit.
 
Baustelle Primetime und später Abend
 
Doch spätestens nach 22 Uhr verliert sich eine klare Linie in der Programmierung. Mal eine US-Sitcom gleich mehrfach hintereinander, mal eine Wiederholung eines alten RTL-Schockers wie "Die Pest", was so gar nicht zum ansonsten rundum kinder-affinen Programm passt. Sicher sind diese dann im Bett, doch offenbart es weiterhin die Suche nach einem schlüssigen Konzept für die Sendezeiten in denen Super RTL noch nicht jubeln kann.

"'Germanys Next Topmodel' hätte ich auch gern im Programm, aber John hat mir die Budgets noch nicht genehmigt", scherzte Schmit bei der Jubiläumsfeier mit einem Wink zu John Hardie, Fernsehchef von Disney in Europa, der ebenfalls ins Disneyland Resort Paris gekommen war. Dass Schmit und seine Kollegen dennoch Grund zum Jubeln haben und in Paris ausgelassen feiern konnten - es liegt eben an der beispiellosen Crossmedialität der Programmarken Toggo und Toggolino, die beinahe zur Perfektion umgesetzt sind.