Foto: Spiegel VerlagAm Sonntag-Abend stand "Spiegel"-Chefredakteur und Spiegel TV-Herausgeber Stefan Aust wieder vor der Kamera, um durch die von ihm etablierte Sendung "Spiegel TV Magazin" zu führen. Es war seine erste Sendung, nachdem bekannt wurde, dass er seinen Posten als Blattmacher verlassen muss. Und vielleicht auch seine letzte. "Das war's dann bei 'Spiegel TV'. Guten Abend", so verabschiedete sich Aust kurz nach 23 Uhr von den Zuschauern und es klang fast wie ein Abschied für immer.

Noch in diesem Jahr soll Austs Nachfolger im Verlag installiert werden. Wie die "Financial Times Deutschland" in ihrer Montags-Ausgabe unter Berufung auf Gesellschafter-Kreise berichtet, soll der Posten mit einem Kandidaten von außen besetzt werden. Auslands-Korrespondent Gabor Steingart, der bislang für den Posten gehandelt wurde, gelte als "ministrabel aber nicht mehrheitsfähig", heißt es in der "FTD". Bei der Wahl zur Geschäftsführung der Mitarbeiter KG in diesem Jahr fiel Steingart durch.
 
Weiter berichtet die Zeitung, auch "Spiegel Online"-Chef Mathias Müller von Blumencron würden derzeit keine guten Chancen eingeräumt. Zwar traue man ihm die erfolgreiche Neuausrichtung der Zeitschrift zu, allerdings verfüge er über zu wenig politisches Profil, so die "FTD".

Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vom Wochenende soll sich das Team, das Ausschau nach einem Nachfolger für Aust hält, aus dem Vorstand der Mitarbeiter KG und Geschäftsführer Mario Frank zusammensetzen. Als wichtigstes Kriterium für den Nachfolger soll diesem Bericht zu Folge gelten, dass der Neue politisch links einzuordnen sei.
 
Aust muss seinen Posten als Chefredakteur, den er seit 1994 inne hat, spätestes zum Ende des kommenden Jahres räumen. Es wird jedoch fest mit einer vorzeitigen Ablösung gerechnet. Über die genauen Gründe für die Ablösung Austs herrscht derzeit in der Branche große Verwunderung. Zwar soll es im Verlag ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen Aust und Geschäftsführer Mario Frank gegeben haben. Doch die plötzliche Absetzung Austs und vor allem die Art und Weise wie dies geschah wirft Fragen auf. So schweigt der Verlag über die genauen Gründe - aus Respekt vor der Lebensleistung Austs, heißt es. Aust selbst weilte zum Zeitpunkt seiner Absetzung, über die die Öffentlichkeit mit wenigen knappen Worten informiert wurde, im Urlaub.