"Galileo"-Moderator Aiman Abdallah über "Galileo" und die Dokusoap-Schwemme

Foto: ProSiebenDWDL: Zunächst herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. „Galileo“ und „Terraluna“, das dürfte Sie momentan ja gut auf Trab halten.

Aiman Abdallah: Allerdings. Ich pendle zwischen Themen-Meetings und Studio, zwischendurch schreibe ich meine Moderationen, spreche mit Autoren und schaue mir Beiträge an – mein Terminkalender ist prall gefüllt. Aber so viel Abwechslung macht wirklich Spaß.

DWDL: Bleiben wir doch gleich erstmal beim neuen Baby: „Terraluna“. Was ist für Sie als Moderator eigentlich das Spannende an dem Format, wenn man schon jahrelang „Galileo“ macht?

Aiman Abdallah: Mich fasziniert besonders, dass die Menschen, die wir vorstellen, aus allen Teilen der Erde kommen und sich außergewöhnlichen Risiken stellen. Was sie tun, ist oft so spannend, dass man es am liebsten selbst ausprobieren würde mit einigen Ausnahmen. Da wir alle Beiträge selbst drehen, ist schon die Produktion aufregend. Unsere Autoren und Kamerateams brauchen fast so viel Mut wie die Protagonisten.

DWDL: Leider gibt es heutzutage viel zu viele Täuschungen des Publikums: Oftmals handelt es sich bei gezeigten Beiträgen und Dokumentationen um eingekaufte Ware. Nicht so bei „Terraluna“, oder?

Aiman Abdallah: Nein. Wir drehen alles selbst. Die Autoren brechen hier aus Deutschland auf – mit dem Konzept, dem Kontakt und vielen Ideen. Sie drehen – teilweise an den abgelegensten Ecken unserer Erde – um dann hier in Deutschland die Beiträge zu schneiden und zu übersetzen. Oft passiert das Ganze unter extrem hohem Zeitdruck. Dafür ist das Ergebnis authentisch. Ich bin überzeugt, dass der Zuschauer den Mehraufwand zu schätzen weiß.

DWDL: Trotz Qualität stimmen die Quoten leider nicht: Der erste Anlauf ist sofort gescheitert und auch jetzt sind es wieder einstellige Marktanteile bei den 14-49 Jährigen. Und dann startet RTL II noch „24“ genau gegen Sie. Wird sich „Terraluna“ überhaupt behaupten können?

Aiman Abdallah: Das hoffen wir. Wir sind vom Konzept der Sendung überzeugt und gehen davon aus, dass „Terraluna“ sein Stammpublikum finden wird. Das kann einige Zeit dauern. Denken Sie an „Galileo“. Da war die Quote zu Beginn auch nicht berauschend. Aber wir haben dem Format Zeit gegeben, sich zu etablieren, und das hat sich ausgezahlt.

DWDL: Mal zurück zu „Galileo“: Hier stimmt die Quote, und das schon seit Jahren. Aber gerade 2003 ist hier ein echtes Erfolgsjahr. Wie erklären Sie sich den Quotenboom für „Galileo“?

Aiman Abdallah: „Galileo“ kombiniert auf ideale Weise Wissen und Unterhaltung. Diese Mischung musste sich erst durchsetzen, aber inzwischen weiß der Zuschauer, dass wir ihn mit „Galileo“ da abholen, wo er steht. Wir machen kein Fernsehen für Wissenschaftler und Experten, sondern setzen Themen, die jeden betreffen, so um, dass man sie versteht.

DWDL: Wie darf man sich eigentlich einen Tag im Arbeitsleben von Aiman Abdallah vorstellen?

Aiman Abdallah: Mein Tag beginnt ungefähr um 10.30 Uhr in der Redaktion. Ich arbeite mich in die Themen der nächsten Sendung ein und schaue mir die entsprechenden Beiträge an. Ich spreche mit den Autoren – hole mir zusätzliche Informationen. Dann schreibe ich meine Moderationstexte. Es gibt mehrere Sitzungen in der Woche von „Galileo“ und „Terraluna“, bei denen ich dabei bin. Und dann sind da natürlich die Aufzeichnungen von „Terraluna“ im Studio, die „Galileo“-Sendung, die jeden Abend live ist, sowie Interviewtermine, Auftritte bei Veranstaltungen und anderen Sendungen. Durchschnittlich endet mein Tag gegen 21.00 Uhr. Aber es kann auch wesentlich später werden.

DWDL: Themen die „Galileo“ schon vor Jahren in komprimierten Beiträgen hatte, werden heutzutage oftmals in DokuSoaps oder Pseudo-Dokumentationen. Uns stört diese Schwemme an schnell-produzierten „Wir haben ihn einen Tag begleitet“-„Reportagen“. Was halten Sie von der DokuSoap-Schwemme?

Aiman Abdallah: Das kommt auf die Herangehensweise an. Jemanden über längere Zeit zu begleiten, kann eine gute Möglichkeit sein, dem Zuschauer ein Thema nahe zu bringen, zu dem er sonst keinen Zugang finden würde. Was man zeigt, sollte aber immer der Wahrheit entsprechen. Zu viel Sensation oder zu einseitige Darstellungen wirken schnell platt. Um dies zu vermeiden, haben wir bei „Terraluna“ auch meist zwei Protagonisten, die einen Sachverhalt aus unterschiedlichen Perspektiven schildern.

DWDL: Wie sehr wird man eigentlich durch Ihre beiden Sendungen zum `Wissenschaftler`; zum fachkundigen Mitbürger? Oder bleibt man einfach nur der Moderator von wissenschaftlichen Themen?

Aiman Abdallah: Ich habe durch die Arbeit bei „Galileo“ und „Terraluna“ viel gelernt und lerne täglich dazu. Ich bin aber definitiv kein Wissenschaftler. Ich bin ein neugieriger Menschen, der sich für jedes Thema begeistern lässt.

DWDL: Von der Arbeit mal zu Ihrem privaten Fernsehinteresse: Auf welches Format im deutschen Fernsehen könnten Sie herzlich gerne verzichten?

Aiman Abdallah: Auf Formate, die es nur auf den Voyeurismus des Zuschauers abgesehen haben.

DWDL: Hand auf `s Herz: Wenn Sie zuhause mal durch die Kanäle zappen. Bei welcher Sendung der Konkurrenz bleiben Sie denn dann doch mal hängen?

Aiman Abdallah: Ich bin ein Fan alter Film, schaue mir gerne gut gemachte Reportagen und Dokumentationen an – sei es über Natur, Kultur oder Geschichte. Der Sender spielt dabei eine sehr untergeordnete Rolle. Außerdem liebe ich Sport-Sendungen.

DWDL: Bevor wir Sie wieder an die Arbeit lassen, noch unsere legendäre und nicht ganz ernste Standardfrage: Für was könnte Ihrer Meinung nach unser Kürzel DWDL stehen?

Aiman Abdallah: Vor dem Hintergrund unseres Gesprächs natürlich für „Die Welt des Lernens“.