In einigen Monaten verabschiedet sich mit Peter Kloeppel der Mann in den TV-Ruhestand, der wie kein anderer für Journalismus und Nachrichten im Privatfernsehen steht. Seit 1992 präsentiert er "RTL Aktuell". "Ist dann auch mal gut", erklärte Kloeppel vor wenigen Wochen in einem "Stern"-Interview zu seiner Entschiedung und verwies darin auf sein Alter; der Journalist wird im Oktober 66 Jahre alt. Seine Karriere ist beinahe deckungsgleich mit 40 Jahre privatem Rundfunk in Deutschland.

Im neuen VAUNET-Podcast "40 years on air", moderiert von DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath, spricht Peter Kloeppel über seine 39 Jahre bei RTL, die Entwicklung des Mediums und sein Verständnis von Journalismus. Es ist der Auftakt für den siebenteiligen Podcast zum Jubiläum des privaten Rundfunks in Deutschland, der als Video und Audio in diesem Frühjahr immer samstags mit neuer Episode erscheint. Hier entlang geht's direkt zur ersten Folge.

"Dass ich so lange bleiben würde und wir so erfolgreich werden, hätte ich mir damals nicht vorstellen können", sagt Peter Kloeppel. Der Journalist startete seine Karriere 1985 beim noch jungen Privatsender RTLplus, damals im Bonner Studio. Später war er unter anderem noch Studioleiter, USA-Korrespondent und Chefredakteur. Außerdem gründete er die RTL-Journalistenschule. "Wenn ich etwas geschafft habe, dann bin ich darauf ganz besonders stolz", so Kloeppel über die Ausbildungsstelle für zahlreiche Journalistinnen und Journalisten. Die RTL-Journalistenschule ist für Kloeppel so etwas wie ein Vermächtnis sagt er, so kurz vor dem Ruhestand. 

Peter Kloeppel © Sascha Herrmann / We Are Era Peter Kloeppel im Gespräch mit Thomas Lückerath

Doch bevor es so weit ist, wird es persönlich bei "40 years on air": Kloeppel spricht über sein Selbstverständnis - das sich durchaus von dem anderer Journalistinnen und Journalisten unterscheidet. Der RTL-Anchorman hat etwa nie einen klassichen Kommentar gesprochen und sich über Jahrzehnte weitgehend verkniffen, am Diskurs zum Zeitgeschehen teilzunehmen."Gerade wenn man Nachrichten präsentiert, bei denen die Zuschauer erwarten, dass sie nicht durch eine Meinung gefärbt sind, halte ich es für wichtig, sich bewusst zurückzuhalten", sagt Kloeppel.

"Ich brauche keine Plattform und muss mich nicht promoten"

Er sei außerdem nie der Meinung gewesen, dass seine Ansichten herausgestellt werden müssten. Er überlasse gerne anderen Personen mit mehr Expertise in entsprechenden Fachgebieten, etwa politischen Korrespondenten wie Nikolaus Blome das Feld: "Die können sehr pointiert über bestimmte Themen sprechen." Und auch fernab der News machte sich sich Kloeppel rar in einer Branche der gegenseitigen Gastauftritte und Promi-Duelle. Mit wenigen Ausnahmen turnte er nicht für die Unterhaltung über den Bildschirm. An fehlenden Anfragen liegt das jedenfalls nichts, er sage die meisten nur ab, so der RTL-Anchorman.

Er habe erstens weniger Zeit als viele denken würden und außerdem sehe er sich in solchen Sendungen nicht. "Ich brauche keine Plattform und muss mich nicht promoten", so Kloeppel. Absagen seien ihm daher nie schwergefallen. "Ich habe auch nicht das Gefühl, dass mir da was verloren gegangen ist." Ohnehin zieht es den RTL-Anchorman seit Jahren schon immer häufiger in die Wahlheimat USA, wohin er auch nach dem Abschied von "RTL aktuell" seinen Lebensmittelpunkt verlegen will. Kloeppel wirkt mit sich und dem Medium im Reinen.

Peter Kloeppel © Sascha Herrmann / We Are Era

Dass Kloeppel auch nie, anders als manche seiner journalistischen Kolleginnen und Kollegen, Events von Unternehmen, die eines Tages auch mal Gegenstand seiner Nachrichtensendung werden könnten, moderiert hat, begründet er mit seinem journalistischen Arbeitsethos: "Ich will mich dem Objekt meiner journalistischen Begierde nicht zu sehr nähern oder davon abhängig werden", so Kloeppel. Andere Journalistinnen und Journalisten moderieren durchaus regelmäßig im Auftrag anderer. Er sagt: "Zum Glück war RTL immer so großzügig zu mir, dass ich nie das Gefühl hatte, etwas dazuverdienen zu müssen".

Die 90er Jahre bezeichnet Peter Kloeppel im Rückblick als "wilde Zeit", die aber auch gezeigt hätte, dass man im Fernsehen kreativ und mutig sein müsse - und sich manchmal auch eine blutige Nase holen könne. "Wir haben ganz viel falsch gemacht, aber ohne das wären wir nicht so erfolgreich geworden." Trotz völlig veränderter Rahmenbedingungen, Nachrichten sind heute nahezu allgegenwärtig, glaubt Kloeppel, dass TV-News auch in Zukunft wichtig und relevant bleiben. "Die Menschen warten darauf, dass sie sich hinsetzen können und eine Zusammenfassung und Einordnung der wichtigsten Nachrichten bekommen."

Das Thema Künstliche Intelligenz bezeichnet der RTL-Anchorman als "einerseits beunruhigend, andererseits aber auch als eine große Chance". Wichtig sei es nur, dass die relevantesten Prozesse weiterhin von Menschen gesteuert und kontrolliert würden. Die größere Gefahr geht laut Kloeppel aktuell ohnehin von Bildmanipulationen aus, diese haben in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. "Da liegt es an uns und unseren Zulieferern, dass wir unsere Kontrollmechanismen nicht verringern, sondern ausbauen." Es ist ein Thema, das viele Journalistinnen und Journalisten in den kommenden Jahren beschäftigen wird - und möglicherweise einen Teil der kommenden 40 Jahre Privatfernsehen prägen wird. 

40 years on air - der Podcast

  • Der Startschuss für den siebenteiligen Podcast fällt am Samstag: "40 years on air" gibt's als Video auf DWDL und bei YouTube sowie überall da, wo es Podcasts gibt, auch auf die Ohren. Die neuen Folgen dann immer samstags, Auszüge aus den Gesprächen schon freitags bei DWDL.de.