Wenn am 30. April die Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 stattfindet, steht nichts weiter zur Debatte als die Zukunft des Konzerns in seiner bisherigen Form. Großaktionär MFE, zu dem vor allem die beiden Mediaset-Gesellschaften in Italien und Spanien gehören, hatte einen Antrag eingebracht, durch den man das Unternehmen unter anderem dazu zwingen will, eine Aufspaltung der Geschäftsbereiche einzuleiten (DWDL.de berichtete). Am Mittwoch kam die Antwort aus Unterföhring - und die fiel ziemlich deutlich aus. 

Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 lehnen den Antrag von MFE inhaltlich ab, auf der Hauptversammlung wird er trotzdem zur Abstimmung gestellt. Damit entscheiden die Aktionärinnen und Aktionäre, welche Richtung der deutsche Medienkonzern einschlagen wird. Die ProSiebenSat.1-Führung will die vom Konzern gehaltenen Beteiligungen ebenfalls loswerden, aber das mit möglichst viel Gewinn. 

MFE hat seinerseits nun auf die Reaktion von ProSiebenSat.1 reagiert. In einem DWDL.de vorliegenden Statement heißt es von den Italienern, dass man es begrüße, dass der gestellte Antrag zur Abstimmung gebracht wird. "Wir glauben, dass die Hauptversammlung das richtige Forum ist, um über unsere Vorschläge zu diskutieren und abzustimmen." ProSiebenSat.1 befinde sich in einer "schwierigen Situation", das würden nicht nur die Entwicklungen von Gewinn und Aktienkurs zeigen, sondern auch die Bilanzsituation sowie die Aussichten des Managements, so ein MFE-Sprecher. Daher müssten Aktionäre mehr Verantwortung und Engagement zeigen sowie die Initiative ergreifen. 

Zur ablehnenden Haltung von ProSiebenSat.1 auf die eingebrachten Vorschläge heißt es von MFE, dass man diese zur Kenntnis nehme. Und dann kritisieren die Italiener Vorstand und Aufsichtsrat für ihre Haltung: Man erwarte eine "gründlichere Analyse und Diskussion der Themen, insbesondere die Vorbereitung der Ausgliederung der nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerte". Ein MFE-Sprecher weiter: "Die sofortige Empfehlung, den Antrag eines Aktionärs ohne eine angemessene und gründliche Bewertung abzulehnen, erscheint etwas kurzsichtig - zumindest aus der Sicht der MFE."

Es ist ein Kuriosum: Eigentlich sind sich alle einig - die Beteiligungen sollen verkauft werden. Dass daraus nun aber eine ausgewachsene Auseinandersetzung wird, ist nicht alltäglich. Spekuliert wird, dass Media for Europe die Beteiligungen von ProSiebenSat.1 möglichst schnell loswerden will, um das Kerngeschäft dann zu einem günstigen Preis vollständig zu übernehmen. 

Wie geht es weiter bei ProSiebenSat.1? Es ist eine der spannendsten Fragen, die sich die deutsche Medienbranche aktuell stellt. Am 30. April sind vermutlich alle etwas schlauer.