Mit dem Rückzug des ZDF von X ging vor wenigen Tagen auch ein Stück Fernsehgeschichte zu Ende. Der letzte Post des ZDF-Hauptaccounts zeigte ein zu Bett gehendes Mainzelmännchen, das das Licht ausmacht. Rund 15 Jahre lang hatte der öffentlich-rechtliche Sender auf der Plattform, die den Großteil der Zeit Twitter hieß und anfangs weit weniger umstritten war als inzwischen nach der Übernahme von Elon Musk, über den Account informiert. Die Schließung erfolgte, weil Ziele nicht erreicht und Kriterien nicht erfüllt wurden, teilte das ZDF vor einigen Tagen mit (DWDL.de berichtete).

Genau genommen setzt das ZDF nur das um, was andere große Sender bereits vorgemacht haben. Anfang März hatte @rtl_com seine Community bereits darüber informiert, dass "dieser Account seit Jahresbeginn weniger aktiv und regelmäßig bespielt" wird. An der ein oder anderen Stelle wolle man sich zwar auch in Zukunft auf der Plattform X an Diskussionen beteiligen, erklärte RTL; seit über einem Monat ist das aber nicht mehr geschehen.

Man habe den Plattformmix zugunsten neuer Plattformen angepasst, heißt es von RTL aus Köln. "Wir haben unter anderem WhatsApp-Channels und einen Threads-Kanal eröffnet und die X-Bespielung heruntergefahren", erklärte eine Sprecherin auf DWDL.de-Nachfrage. Der X-Account soll aber nicht ganz still gelegt werden. Insbesondere Journalistinnen und Journalisten sollen darüber auch künftig noch erreicht werden.

@prosieben begrüßt derweil seine beachtliche Follower-Zahl (1,7 Millionen) weiterhin jeden Tag mit dem fast schon traditionellen "Einen Morgen, einen guten", aber auch in Unterföhring ist man mit dem Fuß auf der Bremse. ProSieben-Sprecher Christoph Körfer teilte mit: "ProSieben nutzt Twitter, das sich ja gerne X nennt, deutlich weniger als noch vor einigen Jahren."

Ähnlich geht die ARD vor. Man habe die Aktivitäten auf X bereits reduziert, heißt es von einer ARD-Sprecherin. So wurde etwa der X-Account des ARD-Presseteams stillgelegt. "Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen um X weiterhin aufmerksam und kritisch", heißt es. Ein vollständiger Ausstieg von X sei aber nicht geplant. Man wolle Accounts wie @DasErste oder auch Profile wie @Tatort oder @Polizeiruf110 am Leben erhalten. Viel mehr nutze man darüber weiterhin die Möglichkeit weiterhin die Möglichkeit, "Multiplikator:innen und unser Publikum zu erreichen". Doch auch abseits von X hat die ARD in der jüngeren Vergangenheit im Social-Media-Bereich aufgeräumt: So war jüngst zu lesen, dass über alle Plattformen hinweg 140 ARD-Kanäle gestrichen wurden. 

Sky Deutschland, das sich auf Anfrage nicht geäußert hat, ist mit dem Unternehmensaccount unterdessen nur noch selten beim Twitter-Nachfolger aktiv. Der Sky-Sport-Account postet allerdings noch fleißig News rund um das Sportgeschehen. Ganz verabschiedet hat sich übrigens Warner Bros. Discovery, das hierzulande unter anderem den Männersender DMAX betreibt. "Unsere Analyse hat ergeben, dass wir unsere Zielgruppe bestmöglich auf anderen Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook oder Tiktok erreichen und unser Content hier die beste Performance erzielt. Darauf legen wir unser Augenmerk", sagte ein Pressesprecher und verwies zudem für den Corporate-Bereich auf die Plattform LinkedIn. 

Die frühere Twitter-Euphorie der deutschen TV-Häuser ist also merklich abgeflaut, seit sich der Kurznachrichtendienst in X verwandelt hat. Das ZDF befindet sich also, wenn man so will, in guter Gesellschaft.