Am Anfang war "Der Tatortreiniger" kaum mehr als ein Geheimtipp, doch seit dem Start im Jahr 2011 hat sich die Comedyserie mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle zum großen Publikumserfolg für den NDR gemausert. Umso bitterer für den Sender, aber auch für die Fans, dass das Ende jetzt unmittelbar bevorsteht: Die vier Folgen, die das NDR Fernsehen am 18. und 19. Dezember ausstrahlen wird, werden die letzten sein. Das hat die Autorin Mizzi Meyer alias Ingrid Lausund entschieden - und ganz offensichtlich gab es nichts und niemanden, der sie hätte umstimmen können.

"Ich habe die Schotty-Figur für Bjarne geschrieben", erklärt Meyer bei einem Hintergrundgespräch in Hamburg und während sie über das Ende spricht, lässt sich förmlich spüren, dass die Entscheidung auch ihr selbst nahegeht. "Man hat oft den Hang, an etwas festzuhalten, selbst wenn es eigentlich schon vorbei ist. Ich wollte einfach nicht, dass Schotty eine Hausaufgabe wird und wir die Figur so weit auslutschen, bis die Leute sie nicht mehr sehen wollen." Das Ende habe jedenfalls "nichts mit Quoten, Gagen oder Gehältern zu tun", sagt die Autorin, die insgesamt 31 Folgen schrieb, bei denen Arne Feldhusen Regie führte. Zusammen mit Mädel und Carsten Meyer, der jede Episode mit der passenden Musik versah, eine perfekte Symbiose.

Der Lohn: Gleich zwei Grimme-Preise gab es bislang für den "Tatortreiniger", dazu kamen viele weitere Auszeichnungen. "Manche Programme sind ein Geschenk", betont NDR-Intendant Lutz Marmor, und auch Bernhard Gleim, der viele Jahre die Serien-Produktionen des Senders verantwortete, kann das Ende noch nicht recht glauben. "Auch die neuen Folgen zeigen keinerlei Ermüdung von Kreativität und Intelligenz", sagt er. Tatsächlich hat "Der Tatortreiniger" auch nach all den Jahren nichts von seiner Unverwechselbarkeit verloren, wie insbesondere das Finale zeigt, das zahlreiche Motive früherer Folgen aufnimmt. "Die Schauspieler-Dichte ist enorm hoch", staunt Gleim mit Blick auf die Riege, die von Charly Hübner über Anneke Kim Sarnau bis hin zu Olli Dittrich reicht.

Überraschend kam das Serien-Aus aber nicht nur für den NDR, sondern sogar für Bjarne Mädel, der den Gebäudereiniger Heiko Schotte so eindrucksvoll mimte. "Ich trage die Entscheidung von Mizzi Meyer und Arne Feldhusen voll mit, aber ich hätte schon gerne noch ein paar Jahre geputzt." Damit verhält es sich anders als mit seinen früheren Serien-Rollen bei "Stromberg" oder "Mord mit Aussicht", die er mit der Zeit als auserzählt betrachtete. "Bei Schotty fällt mir das Ende nun richtig schwer", räumt Mädel ein. "Es fühlt sich für mich tatsächlich so an, als sei jemand gestorben." Gleichzeitig sei es toll gewesen, eine Figur zu spielen, "die sagt, was sie denkt, und dadurch unter anderem Vorurteile überwindet".

Fernsehfilm-Chef Christian Granderath betont derweil, man habe alles versucht, Mizzy Meyer noch einmal umzustimmen, etwa mit einem Kinofilm. "Da steckt noch so viel drin." Sein erklärtes Ziel ist es nun, mit den Kreativen weiter zusammenzuarbeiten. "Die NDR-Arme sind weit, weit offen. Vielleicht gibt es ja eines Tages doch noch die Möglichkeit zu einer Weiterentwicklung", so Granderath. Und vielleicht ist wirklich noch ein Hintertürchen offen. "Wenn wir alle merken, dass wir ohne Schotty so gar nicht leben können, wer weiß… manchmal kommt man ja auch wieder mit seinem Ex zusammen", sagt Mizzi Meyer.

Wenige Tage nach dem vertraulichen Gespräch mit der Autorin dämpft Meyer jedoch die Erwartungen. "Es ist keine realistische Möglichkeit", lässt sie mit Blick auf eine mögliche Fortsetzung des "Tatortreinigers" in der Zukunft ausrichten. Und so stirbt in "Einundreißig", wie die letzte Folge heißt, nicht einfach irgendwer - beerdigt wird nichts weniger als eine der besten deutschen Serien der letzten Jahre.

Das NDR Fernsehen zeigt die letzten vier "Tatortreiniger"-Folgen am 18. und 19. Dezember jeweils ab 22:00 Uhr.