Unmittelbar vor dem letzten Formel-1-Rennen der Saison sorgt Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltvebands FIA, für Streit mit RTL. Der 72-Jährige äußerte seinen Unmut über die Werbeunterbrechungen während der Live-Übertragungen des Kölner Senders. "Ich habe durch Zufall kürzlich die Übertragung des Großen Preises von Brasilien bei RTL gesehen und wurde dadurch zum maximal frustriertesten Fernsehzuschauer, den man sich vorstellen kann", sagte Todt in der "Welt am Sonntag".

Und weiter: "Weil ich mehr Werbung geliefert bekam als ein Formel-1-Rennen. ... Wenn ich ein deutscher Formel-1-Fan wäre und RTL sehen würde, sorry, dann wäre ich über die Formel 1 frustriert." Die Antwort aus Köln folgte umgehend. "Seit 1991 übertragen wir nun die Formel 1, das Geschäftsmodell ist seither immer das Gleiche geblieben", sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe. "Wir sind nicht beitragsfinanziert und deshalb müssen wir unser Geld durch Werbung verdienen."

Nur so sei man in der Lage, "den vielen Millionen Fans diesen hochattraktiven und entsprechend teuren Sport kostenlos frei Haus liefern zu können - anders übrigens als in vielen anderen Motorsportnationen." Zugleich verwies Loppe darauf, dass RTL maximal zwölf Minuten Werbung pro Stunde senden dürfe. "Entsprechend ist Jean Todts Rechnung nicht richtig." Seit diesem Jahr überträgt RTL die Formel-1-Rennen hierzulande exklusiv, zuvor hatte sich der Sender die Rechte mit dem Pay-TV-Anbieter Sky geteilt, der während der Übertragungen auf Werbung verzichtete.

In Köln wundert man sich indes über den Zeitpunkt der Kritik, zumal RTL erst vor zwei Jahren im Rahmen einer FIA-Gala "zum wiederholten Male als 'Broadcaster of the Year' ausgezeichnet wurde", so der RTL-Sportchef. "Todts Aussage deckt sich auch nicht mit dem deutlichen Anstieg unserer Zuschauerzahlen in diesem Jahr und der großen Wertschätzung, die uns Lizenzgeber Liberty Media entgegenbringt."