Herr Elsäßer, die Deutsche Telekom ist ein Netzanbieter, der bisher mit seinen Produkten in erster Linie seine eigene Infrastruktur an den Mann und die Frau bringen wollte. Wie schwer war es, da ein OTT-Produkt durchzusetzen, das völlig unabhängig nutzbar ist?

(lacht) Gute Frage. Also zunächst einmal: Das ist keine Frage des entweder oder, sondern ein sowohl als auch. Der Königsweg zu Magenta TV wird auch weiterhin das IPTV-Produkt mit unserem Receiver und dem Internetzugang über die Telekom sein, das viele Komfortfunktionen ermöglicht, die wir in der App gar nicht alle darstellen können. Jetzt ist unser Produkt Magenta TV aber durch das Aufladen mit noch mehr Content, etwa der Megathek mit ARD Plus und ZDF Select, unsere exklusiv eingekauften Serien aber auch unseren Eigen- und Koproduktionen so stark, dass wir - und da gab es keine unterschiedlichen Auffassungen im Haus - entschieden haben, das Marktpotential über unsere eigenen Breitbandkunden hinaus auszubauen und zusätzlich zum IPTV-Produkt ein OTT-Angebot im Markt lancieren wollen. Jetzt kann jeder einfach und ohne Vertragslaufzeit Magenta TV erleben.



Anfangs haben sich OTT-Dienste als Ergänzung verstanden. Aber sie treten an, mit dem OTT-Produkt von Magenta TV ein vollwertiger Ersatz für bisherige TV-Provider zu sein?

Das tun wir natürlich zunächst einmal auch mit unserem IPTV-Produkt, das in Umfang und Nutzerfreundlichkeit dank bestehender und neuer Komfortfunktionen unser Premium-Produkt ist und bleibt. Während alle anderen Anbieter schrumpfen, wächst unsere Kundenbasis gegen DVB-T, ein bisschen gegen den Satellit, aber in erster Linie gegen Kabelnetzbetreiber. Mittlerweile nutzen mehr als 3,3 Millionen Kunden unser TV-Angebot, was sich auch in steigenden Umsätzen spiegelt. Aber auch für unser neues OTT-Produkt gilt genau der von Ihnen formulierte Anspruch: Wir sehen Magenta TV auch hier nicht als zusätzliches Angebot, sondern als Ersatz für bisherige TV-Provider, und das zu einem unschlagbaren Preis. Über die iOS- und Android-App kann MagentaTV ja schon ab sofort auf dem Smartphone und Tablet abgespielt werden, oder aber über den Google Chromecast auf dem TV. Eine Nutzung am Laptop ist über den Internet-Browser (Web-Client) möglich. An weiteren Empfangswegen arbeiten wir bereits und wir sind zuversichtlich, dass MagentaTV in Zukunft auch über weitere Übertragungskanäle bzw. Plattformen wie Amazon FireTV und Apple TV verfügbar sein wird.

Mit 7,95 Euro haben Sie sich für einen Kampfpreis entschieden. Wie lange gilt dieses Lockangebot?

Es freut mich, wenn Sie das Angebot verlockt, aber es bleibt. In der Tat glauben wir, dass 7,95 Euro im Monat für das Gebotene ein konkurrenzloses Angebot ist, aber seien sie versichert: Wir haben das gut durchgerechnet und zwar so gut, dass wir auch mittelfristig diesen Preis halten werden. Wir setzen hier auf die signifikante Erhöhung des Kundenpotentials.

Wolfgang Elsäßer

Die Masse der Kunden also…

Wir haben in den vergangenen Jahren häufiger das Feedback bekommen, dass Magenta TV (damals noch Entertain TV) eigentlich sehr attraktiv ist, aber man es nicht buchen kann, weil mancher außerhalb des Ausbaugebiets unseres Breitbandnetzes lebt oder durch die Integration des TV-Anschlusses in den Mietnebenkosten an einen Anbieter gebunden war. Wir wollen mit dem OTT-Angebot für 7,95 Euro diese neuen Zielgruppen für uns erschließen, besonders die jüngere Zielgruppe die flexibler sein möchte und in der Mehrheit noch nicht so sesshaft geworden ist, dass man Laufzeitverträge abschließen will.

Andere Wettbewerber haben kostenfreie Einstiegsangebote. Sie nicht. Warum?

Ich glaube: Wahrheit liegt in Klarheit. Wir haben nur ein Produkt zu einem Preis. Bewusst haben wir uns gegen ein werbedurchsetztes Köderangebot sowie gegen eine SD-Variante entschieden. Wir glauben, das ist sonst zu kompliziert. Wir fokussieren uns auf ein einziges Produkt und machen es damit dem Kunden einfach.

Wird es denn für Mobilfunkkunden der Telekom ein Kombi-Angebot geben? Und ist Magenta TV Teil von StreamOn?

Wie schon gesagt, wollen wir mit Magenta TV den Kundenkreis der Telekom insgesamt vergrößern und so von uns überzeugen. Aber natürlich wollen wir auch unseren Mobilfunk-Bestandskunden Magenta TV schmackhaft machen. Der mobile Datenverbrauch von Magenta TV ist natürlich ab sofort bei StreamOn inklusive. Und IPTV-Kunden von Magenta TV können die App zum Aufpreis von 4,95 Euro hinzubuchen und ihren TV-Anschluss damit überall mit hinnehmen.

"Wenn hier und dort der Wunsch zu lesen ist, eine Art „Deutschland-Plattform“ zu schaffen, dann sind wir der so nah wie kein anderer Wettbewerber."

Auch beim OTT-Produkt für 7,95 Euro kann man aber weitere kostenpfichtige Optionen hinzubuchen?

Wenn man zum Beispiel unsere Fremdsprachen-Angebote, Pay-TV-Pakete oder Telekom Sport nutzen möchte, kann man wie auch schon beim IPTV-Produkt die entsprechenden Inhalte hinzubuchen.

Mit ARD Plus und ZDF Select haben Sie Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen exklusiv für Magenta TV lizenziert. Wie kam es dazu?

Wir investieren in die Inhalte, die unsere Kunden auch nutzen. Unsere Kunden schauen größtenteils noch lineares Fernsehen, wir sehen aber eine deutliche Entwicklung Richtung On Demand und das insbesondere bei deutschen Inhalten. Dem folgt auch unser Investment bei „Arthurs Gesetz“ und bei unseren Ko- und Eigenproduktionen wie jetzt „Deutsch-Les-Landes“. Überproportional oft genutzt von unseren Kunden: Die Mediatheken von ARD und ZDF. Das hat uns angespornt, eine Möglichkeit zu finden, diese Inhalte für unsere Kunden länger verfügbar zu machen. Jetzt sind Sie wie ich ja schon lange genug in der Branche und kennen manchen Versuch, ARD- und ZDF-Inhalte gemeinsam on demand anzubieten. Das war ja bislang schwierig. Unser Modell: Wir lizenzieren gezielt ausgesuchte Inhalte von ARD und ZDF über deren Verwertungsgesellschaften und verlängern somit für unsere Kunden die Verfügbarkeit von tausenden Programmen der Öffentlich-Rechtlichen - und das kostenfrei. Wir bauen damit kein zusätzliches Kassenhäuschen auf. Das war für beide Partner so attraktiv, dass wir uns da innerhalb recht kurzer Zeit einig wurden. Wenn hier und dort der Wunsch zu lesen ist, eine Art „Deutschland-Plattform“ zu schaffen, dann sind wir der so nah wie kein anderer Wettbewerber.