"So verrückt war bisher noch kein anderer Sender", sagt Daniel Hartwich, als er unter dem Applaus des Publikums die Studiobühne betritt. "Das erkennen Sie alleine schon daran, dass sie mir allen Ernstes einen Flammenwerfer in die Hand gedrückt haben." Und so ist es also ein durchaus heißer Beginn von "Crash Test Promis", jener neuen Show, deren Name weitaus angsteinflößender klingt als sie tatsächlich ist. Denn obwohl der gut aufgelegte Moderator ganz selbstbewusst "die Krönung der Promi-Verwertungskette" verspricht, so handelt es sich bei der Produktion zum Glück nicht um eine weitere Spielart der Gattung Peinlich-Show mit C-Promis - und das, obwohl bei der Premiere mit Joey Heindle sogar ein ehemaliger Dschungelkönig mitmischt.

Doch selbst er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der sonst gerne laute Marktführer hier eine erstaunlich harmlose Sendung ins Programm genommen hat, die gut und gerne als inoffizieller Nachfolger von "Clever" durchgehen kann. Und das hat einen einfachen Grund: Der RTL-Neustart kommt nämlich ebenso wie der einstige Sat.1-Erfolg von der Produktionsfirma Constantin Entertainment. Hier wie dort werden Fragen zu diversen Experimenten gestellt – mit dem Unterschied, dass die "Crash Test Promis" selbst etwas leisten müssen, bevor sie den Weg ins Studio antreten dürfen, denn nicht ohne Grund hat der Kölner Sender sich für den Untertitel "Stars im Selbstversuch" entschieden.

Was das heißt, zeigt ein launiger Einspielfilm gleich zu Beginn der Sendung: Der wie immer etwas unbedarfte Joey Heindle bekommt die Aufgabe, durch 1000 Grad heißes Feuer zu fahren – nur mit einer Unterhose bekleidet. Zunächst gilt es jedoch herauszufinden, welche Flüssigkeit ihn am besten vor der Hitze schützt (richtige Antwort: Leitungswasser). Dass man Heindle zuvor einen schmerzhaften Fehlversuch ersparte, versteht sich natürlich von selbst. Auf diese Weise ist im Laufe der Show übrigens nach und nach jeder der vier Promi-Ratefüchse einmal mit einer ganz persönlichen Aufgabe an der Reihe: Steffen Hallaschka versucht sich beispielsweise starkem Wind mit einer Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern entgegenzustellen, um herauszufinden, ob er – der schlaksige Moderator – schneller weggepustet wird als ein kleiner dicker Mann gleichen Gewichts (wird er nicht).

Moderatorin Nina Moghaddam saugt sich derweil mit einem Staubsauger an einen Hubschrauber fest und fliegt damit über einen Steinbruch. Da schaut selbst der anwesende Experte für einen kurzen Moment mulmig drein. "Die Theorie sagt eigentlich, dass es funktionieren muss", erklärt er trocken – und sieht sich wenig später glücklicherweise bestätigt. Zu guter Letzt soll Joachim Llambi schließlich auf einem Dach unter Beweis stellen, dass er mit verbundenen Augen 15 Meter geradeaus laufen kann. Was einfach klingt, erweist sich jedoch als Ding der Unmöglichkeit, sodass der "Let's dance"-Juror ohne Sicherheitsseil schnurstraks in den Abgrund gestürzt wäre.

Crash Test Promis© RTL / Guido Engels

Zwischen all den aufwendig umgesetzten Selbstversuchen findet sich zudem noch Platz für diverse kleine oder große Experimente und Tests im Studio. Und damit man vor dem Fernseher noch etwas lernt, kommt immer wieder der recht launige Prof. Dr. Gerd Ganteför ins Spiel, um die wissenschaftlichen Zusammenhänge zu klären – "Clever" lässt grüßen. In manchen Minuten erinnert die neue Show mit ihren Alltagsfragen aber auch an den ARD-Erfolg "Wer weiß denn sowas?". Nein, das Fernsehen erfindet RTL mit seinen "Crash Test Promis" ganz sicher nicht neu, doch mit hohem Tempo, den gut produzierten Einspielern und der Möglichkeit mitzuraten, bietet der Neustart über zwei Stunden hinweg zumindest kurzweilige Unterhaltung. Das ist weit mehr als es der Titel zunächst erwarten ließ.

Als Gewinner der ersten Ausgabe ging übrigens tatsächlich Joey Heindle hervor, der sein Glück kaum fassen konnte. "Jetzt konnte ich mal zeigen, dass ich nicht ganz so dumm bin wie die Leute immer denken", sagte er zufrieden. Eigentlich geht es bei den "Crash Test Promis" aber ohnehin viel mehr um den Verlierer: Der muss sich nämlich am Ende der Show in die so genannte "Danger Zone" wagen, die sich für Nina Moghaddam in der Premieren-Ausgabe letztlich aber als recht harmlos entpuppte, weil ihr bloß Tischtennisbälle um die Ohren flogen. Irgendwie beruhigend, dass selbst bei RTL nicht immer alles schneller, höher und weiter sein muss.