Anfangs nahm Florian Hager die Arbeit in seiner Küche auf. Nun, eineinhalb Jahre später, kann der Programmgeschäftsführer des Jungen Angebots von ARD und ZDF der Öffentlichkeit nicht nur einen Namen präsentieren, sondern auch das Programm dazu. Dass der Name "Funk", auf den das Angebot von diesem Samstag an hören wird, kurz vor der offiziellen Pressekonferenz durchgesickert ist, stört Hager nicht. "Unsere Formate stehen im Vordergrund", sagt er und gibt sich betont entspannt. Oder zumindest so entspannt, wie man eben sein kann, wenn man von der gesamten Branche beäugt wird.

Die Aufgabe, der sich Hager und seine Kollegin Sophie Burkhardt stellen wollen, ist alles andere als leicht zu bewältigen, schließlich sollen sie nach dem Willen der Politik eine Zielgruppe zwischen 14 und 29 Jahren ansprechen. "Ein 14-Jähriger hat eine andere Lebenswirklichkeit als eine 29-Jährige", sagt Florian Hager. Aus diesem Grund haben er und all die anderen "Funker" eine Aufteilung in vier Unter-Zielgruppen vorgenommen: Von den 40 Formaten, die man gleich zum Start umsetzen will, sollen sich einige an die 14- bis 16-Jährigen richten, andere an 17- bis 19-jährige Zuschauer. Hinzu kommen Formate für 20- bis 24-Jährige sowie für 25- bis 29-Jährige, wobei die Übergänge freilich fließen sind, wie ein erster Werkstattblick schnell deutlich macht.

Der Format-Begriff soll bei Funk viel weiter gefasst sein als im klassischen Fernsehen. Dementsprechend will man auch nicht die althergebrachten Genres bedienen. Vielmehr werden die ausschließlich online verbreiteten Sendungen den Bereichen Informieren, Orientieren und Unterhalten zugeordnet – und innerhalb dieses Deckmantels ist dann quasi alles möglich, von der Sketch-Comedy "Gute Arbeit Originals" mit Florentin Will und Katjana Gerz, hinter der die bildundtonfabrik steht, bis hin zu den tiefgründigen Reportagen von "Jäger und Sammler", die beim ZDF-Politmagazin "Frontal 21" angesiedelt sind. Spannend ist auch die Reihe "Y-Kollektiv", in der drei Reporter "große Themen so erzählen, wie wir sie erleben - und nicht anders", wie Moderator Dennis Leiffels sagt.

Rayk Anders präsentiert seine wöchentlichen "Headlinez" und empfindet vor dem Start von Funk keinen Druck. "Mein Vater glaubt, dass ich jetzt eine richtige Arbeit machen", scherzt er. In seiner Sendung will er gesellschaftlich relevante Themen wie den Umgang mit der AfD oder die Homo-Ehe ansprechen. Es gehe ihm dabei nicht nur um das Hirn der Zuschauer. "Ich will auch Bauch und Herz ansprechen", erklärt er und mochte sich auf diesem Weg bewusst von der "Tagesschau" abgrenzen. Zwischen all dem ist dann auch noch Platz für die skurrile Star-Wars-Parodie "Starstarspace" und eine Mysteryserie namens "Wishlist", in der auch Dagi Bee zu einem Auftritt kommt.

Im Mittelpunkt sollen stets die Protagonisten und deren Formate stehen. So wie etwa im Fall von Fynn Kliemann, der einen alten Bauernhof in Niedersachsen in sein "Kliemannsland" umbaut und so einen neuen YouTube-Kanal geschaffen hat. Die Entwicklung kann darüber hinaus aber auch auf Facebook, Instagram oder Twitter verfolgt werden. Schon an diesem Projekt wird deutlich, weshalb Funk nicht als "Jugendkanal", sondern als "Content-Netzwerk" verstanden werden möchte, das vor allem auf Drittplattformen ausgespielt wird und den eigenen Player zur Nebensache werden lässt. "Die Leute müssen erst mal merken, dass es unsere Formate gibt", erklärt Florian Hager den Schritt und räumt ein: "Keiner hat auf Funk gewartet."

 

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Für viele Produktionsfirmen bietet Funk dennoch eine spannende Chance, weil sie an die Öffentlich-Rechtlichen mit gänzlich neuen Programmfarben herantreten können. Gleichzeitig sieht man bei den in die Jahre gekommenen Anstalten die Möglichkeit, Talente zu entwickeln. "Wir wollen einen Raum schaffen für junge Kreative, für Innovationen, für Experimente", sagt die ARD-Vorsitzende Karola Wille. Und ZDF-Intendant Thomas Bellut lässt ausrichten: "Wir können Formate ins Netz bringen, die junge Menschen interessieren und sie dort zeigen, wo sie medial unterwegs sind."

Mit einem Budget von jährlich 45 Millionen Euro lässt sich all das dann auch ganz gut umsetzen. Damit sei "so einiges möglich", betont Funk-Chef Florian Hager und verspricht, "mit dem, was wir dürfen, sorgsam umzugehen". Ein wenig Geld für Lizenzserien, die vor allem in der App stattfinden werden, ist sogar auch noch übrig. Doch um die ging es am Donnerstag bei dem mehrstündigen Presse-Event nur am Rande – was auch der Vielfalt der Eigenentwicklungen geschuldet ist. Quoten-Druck gibt es übrigens nicht. Oder zumindest nur ein bisschen: "Wir wollen sehen, dass da eine Entwicklung drin ist", sagt Hager im Gespräch mit DWDL.de. Millionen-Klicks werden jedoch erst mal nicht erwartet.

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