Es waren ziemlich viele Informationen, die Christian Seifert innerhalb weniger Minuten herunterratterte. Zu nicht weniger als 15 Rechte-Paketen für die Übertragung der Fußball-Bundesliga ab der übernächsten Saison äußerte sich der DFL-Geschäftsführer am Donnerstag auf einer erstaunlich nüchternen Pressekonferenz in Frankfurt am Main. Keine Show, kein Protz - obwohl es doch um so viel Geld geht. Da konnte man schnell mal durcheinanderkommen, wer denn nun wirklich als Gewinner oder Verlierer aus dem Milliarden-Poker hervorgeht. Es lohnt sich also, sich noch einmal in Ruhe mit dem Ergebnis zu befassen. Im Folgenden haben wir sechs Gewinner und fünf Verlierer aufgelistet - gewissermaßen unsere "Elf des Tages", um im Fußballjargon zu bleiben...

Die Gewinner des Rechte-Pokers

Fußball Bundesliga© DFL
Deutsche Fußball-Liga

Die Aufsplittung in viele verschiedene Rechte-Pakete hat sich für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gelohnt. Die nationalen Medienerlöse wachsen für die Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21 um satte 85 Prozent auf insgesamt 4,64 Milliarden Euro - das ist erwartungsgemäß nicht so viel wie in der Premier League, aber dennoch eine stolzer Wert, zumal durch die internationale Vermarktung ein weiteres Einnahmeplus erwartet wird. Christian Seifert mahnte allerdings, dass die Erlöse auch ein Stück weit von den Leistungen der Vereine abhängen - auf Dauer dürfe sich die Spannung nicht nur aus dem Kampf um die Abstiegskämpfe ergeben. Das hat zuletzt nicht ganz so gut geklappt.

Sky-Kamera© Sky
Sky

Dass Sky mit Beginn der übernächsten Saison jährlich im Schnitt 876 Millionen Euro an die DFL zu überweisen hat, ist für das Unternehmen ganz sicher keine gute Nachricht. Ein Verlust der Bundesliga-Rechte wäre für den Konzern allerdings weitaus schlimmer gewesen. Ein Gewinner ist der Sender aber nicht nur, weil er auch weiterhin die mit Abstand meisten Spiele live überträgt. Vielmehr hätte es für Sky letztlich kaum besser laufen können, schließlich ist es gelungen, das Störfeuer des Kartellamts durch einen drohenden Verlust von Online- und Mobile-Rechten einiger Spiele abzuwenden. Und mit Eurosport gingen die übrigen Partien an einen Partner, der ohnehin schon auf der Sky-Plattform vertreten ist.

Eurosport© Eurosport
Eurosport

Mit dem Erwerb von insgesamt 40 Live-Spielen pro Saison, die Eurosport im Pay-Bereich zeigen wird, hat Discovery ein äußerst attraktives Paket erworben, zumal man künftig auch noch die Relegationsspiele exklusiv in seinem Portfolio haben wird. Die Investition macht für Discovery Sinn, weil sie dafür sorgt, dass Fußballfans über einen langen Zeitraum hinweg regelmäßig mit der in der Vergangenheit doch reichlich angestaubten Marke Eurosport in Kontakt kommen werden. Und weil die Bundesliga ein derart attraktives Recht ist, kann Discovery diesen Vorteil bei den nächsten Verhandlungen mit Plattform-Partnern wie Sky sowie diversen Kabelbetreibern sicher auch finanziell für sich nutzen.

Amazon Video© Amazon
Amazon

Schon länger wurde Amazon ein Interesse an Bundesliga-Rechten nachgesagt. Dass es am Ende keine bewegten Bilder waren, die sich der Konzern sicherte, muss sich jedoch keineswegs als Nachteil erweisen. Das Prime-Paket wird durch die neuen Netcast-Rechte noch einmal kräftig aufgewertet - und im Zweifel lässt sich das sogar wesentlich besser vermarkten als die Übertragung einzelner Spiele. Ganz nach dem Motto: Lieber alles hören als nur ein bisschen sehen. Und ganz nebenbei hat Amazon mit dem Erwerb auch mit Blick auf die Zukunft schon mal eine erste Duftmarke gesetzt - eine, die man sich sicherlich einiges hat kosten lassen. Doch Quersubventionierung ist bei Amazon Prime bekanntlich längst nichts Ungewöhnliches mehr.

Sportschau© ARD
Klassiker im Fernsehen

Vielleicht es es Ihnen noch gar nicht so bewusst, doch die jüngste Vergabe der Bundesliga-Rechte hat gleich vier Fernseh-Klassikern ein längeres Leben beschert. Da wäre zunächst natürlich die "Sportschau" zu nennen, die vor einigen Jahren schon totgesagt wurde, sich nun aber lebendiger denn je zeigt - auch, weil von Beginn an klar war, dass eine Verlegung ins Netz oder in den späten Abend diesmal keine Rolle spielen würde. Daneben hat auch das "Aktuelle Sportstudio" Bestand, das es ohne Bundesliga-Rechte am Samstagabend vermutlich schwer gehabt hätte. Hinzu kommt der "Doppelpass", der dank des Erwerbs von Highlight-Rechten weiter bewegte Bilder anbieten kann. Sport1 setzte sich hier unter anderem gegen ProSiebenSat.1 durch. Und zu guter Letzt bleibt auch die Bundesliga-Konferenz bei Sky so wie sie ist. Der Vorteil für Fans: Große Umstellungen stehen ihnen kaum bevor.

ZDF© ZDF
ZDF

Beim ZDF wird man sich womöglich etwas verwundert die Augen gerieben haben, als man realisierte, dass man nicht nur die Highlight-Rechte für das "Aktuelle Sportstudio" bekommen hat, sondern auch für ein weiteres Paket den Zuschlag erhielt. Dieses beschert dem Sender das Saison-Eröffnungsspiel, eine Partie am letzten Spieltag der Hinrunde sowie den Rückrunden-Auftakt. Im Paket befindet sich außerdem die Relegation für die 2. Liga sowie der Supercup, den man sich mit Eurosport teilt. Auf diese Weise ist der Mainzer Sender der einzige der bereits vorhandenen TV-Partner, der in Zukunft mehr Rechte halten wird als bisher. Das kam wohl selbst für das ZDF so überraschend, dass sich Intendant Thomas Bellut in einer eilig versendeten Pressemitteilung zunächst nur zum "Sportstudio", nicht aber zu den attraktiven Live-Rechten äußerte.

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