Während allerorten über eine Print-Krise diskutiert wird, kündigte die Mediengruppe M. DuMont Schauberg im Oktober vergangenen Jahres völlig überraschend eine neue Tageszeitung für Köln an: Mit "Xtra" wollte man insbesondere eine junge Zielgruppe ansprechen, die für die klassischen Tageszeitungen immer schwerer zu erreichen ist, und wollte sie wieder für Gedrucktes begeistern. Ungewöhnlich auch die Erscheinungsweise: Die neue Ausgabe erschien montags bis freitags immer erst um 15:30 Uhr.

Der auf der Titelseite stets behauptete Kaufpreis lag bei theoretischen 50 Cent - praktisch hat DuMont die kostenlose Einführungsphase aber nie verlassen. Bis heute wird "Xtra" nicht nur kostenlos über "Stumme Verkäufer" verteilt, man kann sich etwa an U-Bahn-Eingängen auch weiter kaum erwehren, sie in die Hand gedrückt zu bekommen. Die Reichweite in sozialen Netzwerken blieb hingegen bis zuletzt sehr überschaubar. Die offizielle Facebook-Seite zählt derzeit ganze 2.130 Fans, bei Twitter hat XTRA_koeln knapp über 200 Follower.

Fast schon trotzig betont man bei DuMont gut fünf Monate nach dem Start aber trotzdem, dass es sich um einen "erfolgreichen Markttest" gehandelt habe - und verkündet im gleichen Atemzug, dass "die tägliche Erscheinungsweise entfällt". Stattdessen versucht man nun,  "Xtra" als Wochenend-Magazin zu positionieren. Immer samstags sollen 150.000 Exemplare in Köln verteilt werden - "direkt in Kölner Haushalte sowie an ausgewählten Punkten wie Bars, Cafés und Fitness-Studios", so der Verlag. "Xtra" bleibt auch weiterhin ein Gratis-Blatt. Erstellt werden soll das Magazin von der "Xtra"-Redaktion mit Unterstützung von "Express" und "Kölner Stadt-Anzeiger". Punkten will man mit Kölner Themen und einem Veranstaltungskalender für die darauffolgende Woche. Verlegt wird das Blättchen künftig übrigens von der Kölner Anzeigenblatt GmbH & Co. KG, die DuMont Rheinland und dem Heinen-Verlag gemeinsam gehört.

Außerdem sucht "Xtra" die angestrebte junge Zielgruppe nun auch da, wo man sie außerhalb von DuMont wohl von Anfang an ohnehin eher vermutet hätte: Online. So gibt es eine neue Website unter xtra.koeln sowie Apps für iOS und Android. Dieses Angebot soll künftig auch den Kern von "Xtra" bilden: eine "mobile Event-Plattform mit den besten Insider-Ausgehtipps, News für Köln und Gewinnspielen". Philipp Froben sieht gute Chancen, damit die Zielgruppe zu erreichen und verweist auf die hohe Markenbekanntheit, die bereits bei über 50 Prozent in der Zielgruppe der 18- bis 39-Jährigen liege. Auch weiterhin handle es sich um einen Markttest, die Produkte sollen also ständig weiterentwickelt werden. "Wir sehen 'Xtra' weiterhin als Innovationslabor für unsere Produkte", so Froben.