Seit zehn Tagen sendet die "Tagesschau" inzwischen aus ihrem neuen Studio, dessen Bau sich die ARD 24 Millionen Euro hat kosten lassen. Ohne Zweifel viel Geld, das jedoch auch in eine jahrelange Nutzung angelegt ist. Doch vor dem Start war zunächst Geduld gefragt, denn im Zuge eines ersten Probebetriebs hatte sich herausgestellt, dass das Grafiksystem auf der fast 18 Meter langen Medienwand im Hintergrund nicht so funktionierte wie erhofft. "Für uns war klar: Probieren und Üben im Echtbetrieb würde es bei der Tagesschau nicht geben. Erst wenn alle Systeme fehlerfrei und zur völligen Zufriedenheit laufen, wollten wir auf Sendung gehen", erklärte ARD aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke im Vorfeld.

Nun, zehn 20-Uhr-Ausgaben später, zeigt sich Gniffke erleichtert. "Wir sind mit dem Start überaus zufrieden. Das gilt für alle Gestaltungselemente", sagte Gniffke gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Ein Fazit will er allerdings aktuell noch nicht ziehen. "Wir werden nach einigen Wochen bilanzieren, ob und wo es zu Nachjustierungen kommen sollte. Dafür scheint es uns nach einer Woche zu früh." Ganz fehlerfrei verliefen die ersten Tage für die neue "Tagesschau" tatsächlich nicht. Nur eine Stunde nach der ersten Sendung wurde über den Digitalsender Tagesschau 24 eine komplette Ausgabe ohne Ton ausgestrahlt und ein paar Tage später hatte Sprecher Jens Riewa in einer Frühsendung Probleme mit dem Knopf, der den Teleprompter bewegt.

Die meisten Ausgaben gingen in den vergangenen zehn Tagen allerdings ohne Probleme über die Bühne - und auch die Reaktionen auf das neue Studio fielen überwiegend positiv auf. Mancher der fast elf Millionen Zuschauer, die am vergangenen Sonntag die Hauptausgabe einschalteten, wird sich allerdings darüber gewundert haben, dass "Tagesschau"-Fanfare ausgerechnet in der 20-Uhr-Sendung fehlte. Das dürfte in all den Jahrzehnten vermutlich ein Novum gewesen sein. Anstelle der opulenten Eröffnungsmusik gab es eine deutlich weniger einprägsame Musik zu hören und auch der Blick in das neue Studio fehlte. Stattdessen berichtete Jan Hofer noch vor der Begrüßung über die doppelte Heiligsprechung zweier Päpste in Rom.

Ein Fehler war die veränderte Musik aber nicht, erklärt ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke gegenüber DWDL.de. "ARD-aktuell hat ein klares Vorspann-Konzept. Es gibt für die Tagesschau um 20:00 Uhr eine festgelegte Musik. Davon gibt es nur eine Ausnahme: Wenn es ein so genanntes 'Bild des Tages' gibt, bleibt der Vorspann geschlossen." Anstelle des Blicks ins Studio sehen die Zuschauer einen kurzen Film - am Sonntag waren dies die Bilder von der Heiligsprechung auf dem Petersplatz. "Wegen der unterschiedlichen Länge dieser Art des Vorspanns gibt es dazu auch eine andere Musik. Dies ist im Musik-Design so vorgesehen", so Gniffke auf DWDL.de-Nachfrage.

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Und so kann es also vorkommen, dass die traditionelle Fanfare an manchen Tagen im Schrank bleibt. Ungewöhnliche Töne in der "Tagesschau" im Jahr 2014. Immerhin: Die Zuschauer können sich mit dem neuen Studio anfreunden - zumindest überwiegend. Eine Forsa-Umfrage des "Stern" hat gerade ergeben, dass einer Mehrheit von 74 Prozent die Präsentation der ARD-Nachrichten sehr gut oder gut gefällt. Bei den 14- bis 29-Jährigen kommt das neue Erscheinungsbild sogar bei 82 Prozent der Befragten gut an. Nur 18 Prozent der Befragten gefällt es weniger gut oder überhaupt nicht - darunter dominieren übrigens die über 60-Jährigen mit 24 Prozent.